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können.« »Na, da verlangend keck 40 Stück Dukaten.« »Anfangs
förmlich erschrocken über den kühnen Rath meines Gönners Jam eck,
befolgte ich doch denselben, und siehe da, gleich nach Eröffnung
der Ausstellung wurde das Bild von Ihrer Majestät der Kaiserin
angekauft und ist seither im Belvedere geblieben.« Heute sehen wir
dieses reizvolle Jugend werk des Meisters ins kunsthistorische Hof
museum übertragen, wo es neben den übrigen Bildern Amerling’s
placirt ist.
was ich übrigens schon wusste
— zuerst erzählt hatte, dass er mit dem angelnden Knaben das
Porträt seines jüngeren Bruders, des nachmaligen k. k. Obersten Josef
Amerling*) gemalt habe, fügte er mit einer gewissen Satire bei,
dass ihm sein Professor Redl an der Akademie hiebei den einzigen
Rath ertheilt habe, die bereits gefangenen Fischlein in den mit
Bilde steht. Nachdem er mir
Wasser gefüllten Schuh des Knaben zu malen, sonst aber nichts
Weiters erzählte Amerling
über seine Malerei zu sagen wusste,
sodann mit der ihm eigen gewesenen Lebhaftigkeit, dass er dieses
Bild zuerst im Salon der Fürstin Auersperg ausgestellt habe, in der
Einer, der es verstanden hat, sein Publicum zu gewinnen und
auch lange zu behaupten, war der etwas spätere Concurrent A m e r-
ling’s, Franz Schrotzberg. Unter dieser Concurrenz verstehe ich
weniger die beiden Maler in Beziehung auf ihre künstlerischen
Qualitäten, als die
Meinung, dass es dort, wo so viele hohe und reiche Leute hinkamen,
40 fl. C.-M. zu verkaufen wäre. Doch es fiel Niemandem ein,
das Bild zu erwerben, nachdem es länger als drei Wochen dort ge
standen hatte. Da habe dasselbe der da
mals allmächtige Akademiediener
Jameck**), welchen auch der Ver
fasser als Schüler der Akademie noch
um
man verzeihe uns den bei Künstlern vielleicht etwas
gewagten Ausdruck
Denn, täuschen wir uns nicht, sowohl
Amerling als Schrotzberg ver
standen ihre Zeit zu benützen, in der
sie berühmte Künstler waren und vom
Publicum gesucht wurden. Amerling
stand schon im höchsten Mittag seines
künstlerischen Schaffens, als das Ge
stirn Schrotzberg’s emporstieg. Und
Schrotzberg fand alsbald eine reiche
Clientei in der Aristokratie, freilich
wieder in ganz anderem Sinn und
Wesen, aber seine künstlerische Indi
vidualität, so diametral sie auch mit
der Amerling’s verschieden war,
eignete sich nicht blos diese Clientei
zu finden, sondern, wie bereits be-
merkt, auch lange Zeit zu behaupten.
Franz Schrotzberg ist am
2. April 1811 zu Wien geboren. Seine
Eltern waren »arm«, wie er, aufge
fordert, seine biographischen Daten
zu geben, lakonisch auf das ihm
zugesendete Blankett*) schrieb, wo die Rubrik I Auskunft über die
Eltern verlangt. Er verschweigt es daher, wissen zu lassen, wer seine
Eltern gewesen, die er blos »arm« nennt, womit er Alles gesagt haben
will. Umso ehrenvoller war es für ihn, sich empor zu arbeiten; der
Sohn armer Leute ist reich gestorben, ein Sieg, der nur wenigen Nach
kommen ganz Unbemittelter gelingt. Bei der Rubrik »Bildungsgang,
Neigungen zu besonderen Studien, Reisen, die hervorragendstenWerke«
wurde der Meister etwas beredter, jedoch was er mittheilt, ist so wenig und
so knapp gegeben, dass man sich wundern muss, wie so ein Künstler
eigentlich wenig auf Nachruhm hält, den er sich doch mit seinen
eigenen Aufzeichnungen zu sichern vermag. Bei der Rubrik IV, wo
Geschäftsleute.
kannte, gesehen, und der, wie Amer
ling etwas sarkastisch betonte, ein
guter Bilderkenner »wie ein Professor
gewesen sei. Dieser nun habe ihm
gleich gerathen, das Bild auf der aka
demischen Ausstellung zu exponiren.
»Ja, ich möchfl schon«, sprach Amer
ling, »aber meinen’s denn, dass ich
»Na ’s Bild
es auch wagen kann?«
is nöd schlecht, stell’n Sö’s nur aus.«
»Ja, aber was soll ich verlangen?
»Na, was woll’ns denn?« »Na, ich
mein’ halt 40 Gulden und glaub,
dass'das selbst noch z’viel ist, weil
ich’s um den Preis auch bei die
reichen Herrschaften nit verkaufen hab’
*) Josef Amerling ward, wie uns
Dr. Aug. Frankl berichtet, in demselben
Hause zu den »drei Herzen« geboren wie
Friedrich, und zwar am 27. October 1818.
Er wurde schon mit vierzehn Jahren assentirt. Derselbe diente bei der Artillerie
und war als junger Soldat, freilich insgeheim, denn ein Militär durfte nicht für
die Oeffentlichkeit schreiben, schon Schriftsteller. Zum Bombardier vorgerückt,
wurde er 1847 nach Wiener-Neustadt commandirt, wo er durch fünf Jahre als
Lehrer an der k. k. Militär-Akademie wirkte. 1852 trat er als Hauptmann zum
Geniecorps über. 1852 bis 1854 ward er zum Festungsbau nach Peschiera berufen
und 1854 bis 1856 der Geniedirection in Wien zugetheilt. Nach diversen Ver
wendungen im Militärdienste trat derselbe nach 43j'ähriger Thätigkeit als k. k. Oberst
in den Ruhestand. Josef Amerling war Präsident des Schillervereins »Glocke«
in Wien und betheiligle sich auch literarisch an verschiedenen Aufgaben. Er starb
26. November 1885 im 68. Lebensjahre in Währing bei Wien.
Der dritte Bruder Amerling’s hiess Andreas. Er war gleichfalls hier
geboren, und zwar am 29. Juli 1821, und Dr. A. Frankl sagt von ihm, dass,
wer ihn näher kannte, denselben für den geistig begabteren der Brüder hielt.
Er trieb Malerei und Musik und war überhaupt ein höchst aufgeweckter Geist.
So focht er, nachdem er sich an der Revolution in Wien mit allem Eifer
betheiligt hatte, gleich darauf in Italien unter Radetzky, welcher ihn mit der
silbernen Tapferkeits- und der Kriegsmedaille schmückte und woselbst er
unter einem Jahr Hauptmann in seiner eigenen Compagnie wurde. Nach den
F'eldzügen nahm er eine Zeichenlehrerstelle in Krakau an, wobei er die Por
trätmalerei mit Erfolg pflegte. Er starb zu Penzing bei Wien, 59 Jahre alt, am
ig. October 1879.
**) Dieser Jam eck führte dabei ein sehr einträgliches Geschäft mit Farben,
Leinwänden und den verschiedenen Mal- und Zeichenrequisiten, welche er an die
jungen Akademiker verkaufte. Daneben lief auch ein kleiner Bilderhandel.
FRANZ SCHROTZBERG, Selbstporträt.
am
*) Der Galeriedirector Ed. v. Engerth hatte seinerzeit vor, auch einen
grossen Katalog der »Modernen Schule« herauszugeben, zu welchem Zwecke er
die Blankette zur Ausfüllung mit den Daten an sämmtliche Künstler sandte.
Die meisten dieser Blankette kamen nicht zurück, und die, welche kamen,
brachten oft
nur ein äusserst dürftiges Material, so dass auch Engerth
alle Ursache gehabt hätte, über die Schreibunlust der Künstler zu zetern, wie es
Herr von Wurzbach in seinem Lexikon alle Augenblicke thut, wenn er begreif
licherweise darüber unmuthig wird, so gar nichts in Büchern oder von den