Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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können.« »Na, da verlangend keck 40 Stück Dukaten.« »Anfangs 
förmlich erschrocken über den kühnen Rath meines Gönners Jam eck, 
befolgte ich doch denselben, und siehe da, gleich nach Eröffnung 
der Ausstellung wurde das Bild von Ihrer Majestät der Kaiserin 
angekauft und ist seither im Belvedere geblieben.« Heute sehen wir 
dieses reizvolle Jugend werk des Meisters ins kunsthistorische Hof 
museum übertragen, wo es neben den übrigen Bildern Amerling’s 
placirt ist. 
was ich übrigens schon wusste 
— zuerst erzählt hatte, dass er mit dem angelnden Knaben das 
Porträt seines jüngeren Bruders, des nachmaligen k. k. Obersten Josef 
Amerling*) gemalt habe, fügte er mit einer gewissen Satire bei, 
dass ihm sein Professor Redl an der Akademie hiebei den einzigen 
Rath ertheilt habe, die bereits gefangenen Fischlein in den mit 
Bilde steht. Nachdem er mir 
Wasser gefüllten Schuh des Knaben zu malen, sonst aber nichts 
Weiters erzählte Amerling 
über seine Malerei zu sagen wusste, 
sodann mit der ihm eigen gewesenen Lebhaftigkeit, dass er dieses 
Bild zuerst im Salon der Fürstin Auersperg ausgestellt habe, in der 
Einer, der es verstanden hat, sein Publicum zu gewinnen und 
auch lange zu behaupten, war der etwas spätere Concurrent A m e r- 
ling’s, Franz Schrotzberg. Unter dieser Concurrenz verstehe ich 
weniger die beiden Maler in Beziehung auf ihre künstlerischen 
Qualitäten, als die 
Meinung, dass es dort, wo so viele hohe und reiche Leute hinkamen, 
40 fl. C.-M. zu verkaufen wäre. Doch es fiel Niemandem ein, 
das Bild zu erwerben, nachdem es länger als drei Wochen dort ge 
standen hatte. Da habe dasselbe der da 
mals allmächtige Akademiediener 
Jameck**), welchen auch der Ver 
fasser als Schüler der Akademie noch 
um 
man verzeihe uns den bei Künstlern vielleicht etwas 
gewagten Ausdruck 
Denn, täuschen wir uns nicht, sowohl 
Amerling als Schrotzberg ver 
standen ihre Zeit zu benützen, in der 
sie berühmte Künstler waren und vom 
Publicum gesucht wurden. Amerling 
stand schon im höchsten Mittag seines 
künstlerischen Schaffens, als das Ge 
stirn Schrotzberg’s emporstieg. Und 
Schrotzberg fand alsbald eine reiche 
Clientei in der Aristokratie, freilich 
wieder in ganz anderem Sinn und 
Wesen, aber seine künstlerische Indi 
vidualität, so diametral sie auch mit 
der Amerling’s verschieden war, 
eignete sich nicht blos diese Clientei 
zu finden, sondern, wie bereits be- 
merkt, auch lange Zeit zu behaupten. 
Franz Schrotzberg ist am 
2. April 1811 zu Wien geboren. Seine 
Eltern waren »arm«, wie er, aufge 
fordert, seine biographischen Daten 
zu geben, lakonisch auf das ihm 
zugesendete Blankett*) schrieb, wo die Rubrik I Auskunft über die 
Eltern verlangt. Er verschweigt es daher, wissen zu lassen, wer seine 
Eltern gewesen, die er blos »arm« nennt, womit er Alles gesagt haben 
will. Umso ehrenvoller war es für ihn, sich empor zu arbeiten; der 
Sohn armer Leute ist reich gestorben, ein Sieg, der nur wenigen Nach 
kommen ganz Unbemittelter gelingt. Bei der Rubrik »Bildungsgang, 
Neigungen zu besonderen Studien, Reisen, die hervorragendstenWerke« 
wurde der Meister etwas beredter, jedoch was er mittheilt, ist so wenig und 
so knapp gegeben, dass man sich wundern muss, wie so ein Künstler 
eigentlich wenig auf Nachruhm hält, den er sich doch mit seinen 
eigenen Aufzeichnungen zu sichern vermag. Bei der Rubrik IV, wo 
Geschäftsleute. 
kannte, gesehen, und der, wie Amer 
ling etwas sarkastisch betonte, ein 
guter Bilderkenner »wie ein Professor 
gewesen sei. Dieser nun habe ihm 
gleich gerathen, das Bild auf der aka 
demischen Ausstellung zu exponiren. 
»Ja, ich möchfl schon«, sprach Amer 
ling, »aber meinen’s denn, dass ich 
»Na ’s Bild 
es auch wagen kann?« 
is nöd schlecht, stell’n Sö’s nur aus.« 
»Ja, aber was soll ich verlangen? 
»Na, was woll’ns denn?« »Na, ich 
mein’ halt 40 Gulden und glaub, 
dass'das selbst noch z’viel ist, weil 
ich’s um den Preis auch bei die 
reichen Herrschaften nit verkaufen hab’ 
*) Josef Amerling ward, wie uns 
Dr. Aug. Frankl berichtet, in demselben 
Hause zu den »drei Herzen« geboren wie 
Friedrich, und zwar am 27. October 1818. 
Er wurde schon mit vierzehn Jahren assentirt. Derselbe diente bei der Artillerie 
und war als junger Soldat, freilich insgeheim, denn ein Militär durfte nicht für 
die Oeffentlichkeit schreiben, schon Schriftsteller. Zum Bombardier vorgerückt, 
wurde er 1847 nach Wiener-Neustadt commandirt, wo er durch fünf Jahre als 
Lehrer an der k. k. Militär-Akademie wirkte. 1852 trat er als Hauptmann zum 
Geniecorps über. 1852 bis 1854 ward er zum Festungsbau nach Peschiera berufen 
und 1854 bis 1856 der Geniedirection in Wien zugetheilt. Nach diversen Ver 
wendungen im Militärdienste trat derselbe nach 43j'ähriger Thätigkeit als k. k. Oberst 
in den Ruhestand. Josef Amerling war Präsident des Schillervereins »Glocke« 
in Wien und betheiligle sich auch literarisch an verschiedenen Aufgaben. Er starb 
26. November 1885 im 68. Lebensjahre in Währing bei Wien. 
Der dritte Bruder Amerling’s hiess Andreas. Er war gleichfalls hier 
geboren, und zwar am 29. Juli 1821, und Dr. A. Frankl sagt von ihm, dass, 
wer ihn näher kannte, denselben für den geistig begabteren der Brüder hielt. 
Er trieb Malerei und Musik und war überhaupt ein höchst aufgeweckter Geist. 
So focht er, nachdem er sich an der Revolution in Wien mit allem Eifer 
betheiligt hatte, gleich darauf in Italien unter Radetzky, welcher ihn mit der 
silbernen Tapferkeits- und der Kriegsmedaille schmückte und woselbst er 
unter einem Jahr Hauptmann in seiner eigenen Compagnie wurde. Nach den 
F'eldzügen nahm er eine Zeichenlehrerstelle in Krakau an, wobei er die Por 
trätmalerei mit Erfolg pflegte. Er starb zu Penzing bei Wien, 59 Jahre alt, am 
ig. October 1879. 
**) Dieser Jam eck führte dabei ein sehr einträgliches Geschäft mit Farben, 
Leinwänden und den verschiedenen Mal- und Zeichenrequisiten, welche er an die 
jungen Akademiker verkaufte. Daneben lief auch ein kleiner Bilderhandel. 
FRANZ SCHROTZBERG, Selbstporträt. 
am 
*) Der Galeriedirector Ed. v. Engerth hatte seinerzeit vor, auch einen 
grossen Katalog der »Modernen Schule« herauszugeben, zu welchem Zwecke er 
die Blankette zur Ausfüllung mit den Daten an sämmtliche Künstler sandte. 
Die meisten dieser Blankette kamen nicht zurück, und die, welche kamen, 
brachten oft 
nur ein äusserst dürftiges Material, so dass auch Engerth 
alle Ursache gehabt hätte, über die Schreibunlust der Künstler zu zetern, wie es 
Herr von Wurzbach in seinem Lexikon alle Augenblicke thut, wenn er begreif 
licherweise darüber unmuthig wird, so gar nichts in Büchern oder von den
	        
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