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bauer auch später mit einem Altarbilde geschmückt hat. Schon
1840 hatte er sich durch die öffentliche Ausstellung seiner Werke
einen ehrenvollen Ruf erworben, demzufolge er in das Palais des Erz
herzogs Carl berufen wurde, damit er dessen Kinder, Erzherzog
Wilhelm und Erzherzogin Maria Theresia, im Malen und
Zeichnen unterrichte. Obwohl der Künstler in seiner von uns bereits
oben erwähnten biographischen Notiz ausdrücklich bemerkt, er sei
stets nur in Oesterreich künstlerisch thätig gewesen, so spricht die
Mittheilung dagegen, dass er, längere Zeit in Rom und Florenz
weilend, zwei lebensgrosse Bildnisse in ganzer Figur sowohl vom
Papste Pius IX. als auch vom Cardinal Antonelli gemalt habe,
die ihm auch hiezu gesessen seien. Seine Majestät unseren Kaiser
malte Neugebauer wiederholt, auch das Bildniss des Erzherzogs
Franz Carl, das sich in den Gemächern des Kaisers befindet, ist
von ihm, ebenso wie die Bildnisse zahlreicher anderer Mitglieder des
Allerhöchsten Kaiserhauses. Sein ganz aus
gezeichnetes Selbstporträt besitzt die Fa
milie des Hofvergolders Bühlmayr, der
mit Neugebauer sehr befreundet gewesen
ist. In demselben Besitze finden sich auch
zwei seiner schönsten Blumenstücke, in denen
er, namentlich in der Darstellung der Rosen,
ein Meister war. Ein vortreffliches Still
leben von ihm, dessen Hauptmotiv in dem
sogenannten burgundischen Hofbecher von
Bergkrystall, montirt in Gold und Email
(Saal XVII, Nr. 22 der Abtheilung der
kunstindustriellen Gegenstände im kunst
historischen Hof-Museum), besteht, besitzt
der k. k. Schlosshauptmann von Schön
brunn, Architekt Karl Sch eff ler. Herr
von Wurzbach verzeichnet in seinem
Lexikon eine stattliche Reihe von Bildern,
welche Neugebauer im Laufe der Zeiten
in den Kunstausstellungen in Wien zur
Anschauung brachte.
Geflügel«, welches sich in
findet, rührt aus der Collection seines Freundes Bühlmayr; das
selbe wurde mit Allerhöchster Genehmigung in der Auction der Samm-
Hches Glückwunschschreiben, während zahlreiche und werthvolle
Geschenke aus allen Kreisen der Gesellschaft an den Jubilar ge
langten.
Interessant ist es zu vernehmen, dass Neugebauer ein
vortrefflicher Musiker und auch Componist gewesen ist,*) was übrigens
bei Malern nicht so selten vorzukommen pflegt. Neugebauer fehlte
es auch nicht an äusseren Ehren; er war im Besitze mehrerer
fremder Orden und wurde von unserem Kaiser mit dem Ritterkreuz
des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. Er war auch »wirkliches
Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste«.
Josef Neugebauer starb hochbetagt zu Melk am 8. August 1895.
Leider hatte er vorher noch das Unglück, seine Frau hinscheiden
zu sehen, die ihm in vieljähriger Ehe eine wahrhaft edle und traute
Lebensgefährtin gewesen ist. Beide ruhen
wohl mit Recht sagen
man darf es hier
nach einem ebenso glücklich vollbrachten
wie musterhaften Leben gemeinschaftlich
im Ortsfriedhofe ihres geliebten Melk.
Unter die Porträtmaler möchte ich
auch Josef Lavos stellen, da er ja doch
dieses Fach vorwiegend ausgeübt hat, wenn
uns auch die Kataloge der akademischen
und überhaupt Wiener Ausstellungen noch
andere seiner Werke vorführen. Was wir
jedoch von diesen an Halbfigurenbildern
kennen zu lernen Gelegenheit fanden,
bekundet ihre Anordnung auch wirklich
weniger den Historien- und Genre- als
den Bildnissmaler. Ludwig August Frankl
schildert uns in seinem 1889 erschienenen
und bereits mehrfach erwähnten Buche
»Ein Lebensbild Amerling’s« auch neben
bei den Maler Josef Lavos, der ein Genosse
der Tafelrunde des Meisters und ein Studien
college desselben gewesen ist. Lavos sei
ein begabter Künstler gewesen, dem auch
Amerling das Vertrauen geschenkt habe, die Copien seiner Por
träte von Oehlenschläger und Thorwaldsen anzufertigen.
Ferner führt Frankl gleich Wurzbach an, dass Lavos mit Vor
liebe Madonnen gemalt habe. Von Historien- und Genrebildern
desselben werden genannt: »Die Weissagung« (nach einem Gedichte
von L. A. Frankl), »Ein Astrolog am Hofe Friedrichs verkündet
dem Pagen Rudolph von Habsburg seine künftige Grösse«, »Die nächt
liche Kunde« (ebenfalls nach einem Gedichte von F. A. Frankl),
sodann »Der Burggraf von Nürnberg verkündet Rudolph von Habs-
LAVOS, Knabenbilcl.
Das äusserst flott gemalte Stillleben »Todtes
der kaiserlichen Gemälde-Gallerie be
lang im Jahre 1884 angekauft. Des Künstlers italienische Studien
reisen fallen erst in die Jahre 1850 und 1851. Noch später unternahm
Theil von Deutschland,
Am Abend seines Lebens, im
sich mit seiner Gattin nach
er eine zweite, längere Reise durch einen
durch Frankreich und England.
Jahre 1884, verliess er Wien und zog
Melk zurück, woselbst ihm der Prälat des Stiftes ein Atelier ein-
*) Eine Notiz der »Neuen Freien Presse« vom 2. April 1880 veröffentlicht
ein Schreiben des Capellmeisters Cyrill Wolf, das lautet: »Soeben lese ich im
Dienstag-Abendblatte Ihrer Zeitschrift von dem siebzigjährigen Jubiläum des Malers
Herrn Josef Neugebauer. Interessant und Wenigen bekannt dürfte es sein, dass
dieser Künstler auch als musikalischer Dilettant, und zwar in der Composition von
Kirchenmusik, gleich ausgezeichnet ist. Er schrieb drei bei Glöggl gedruckte Ein
lagen für Altstimme, die der Sängerin Frau Ida Flatz gewidmet sind, und ich
kann als Fachmann von diesen und noch anderen ungedruckten Werken dieses
Kunstfreundes nur sagen, dass sich mancher Componist von Fach nicht schämen
dürfte, der Schöpfer dieser Werke zu sein. Indem ich Sie bitte, diese Notiz zur
Oeffentlichkeit zu bringen, wünsche ich dem Jubilanten unter Einem herzlich
Glück zu seiner seltenen Jubiläumsfeier. Cyrill Wolf, Capellmeister mehrerer
Kirchen«.
nach Müsse seine Kunst ausüben konnte.
räumte, in dem er
Von Melk aus erhielt ich auch seinen letzten, schon mit zitternder
Hand geschriebenen, vom 6. December 1892 datirten Brief, in dem
er klagt, dass ihm die Kräfte fehlen, denn er liege in Folge eines
auf wie lange?« fügt der
Schlaganfalles gegenwärtig im Bett;
Künstler bei.
Am 14. April 1880 feierte Neugebauer noch recht rüstig
und künstlerisch vollauf bethätigt sein siebzigstes Geburtsfest. Die
Künstlergenossenschaft ehrte hiebei den Altmeister durch ein herz-