Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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bauer auch später mit einem Altarbilde geschmückt hat. Schon 
1840 hatte er sich durch die öffentliche Ausstellung seiner Werke 
einen ehrenvollen Ruf erworben, demzufolge er in das Palais des Erz 
herzogs Carl berufen wurde, damit er dessen Kinder, Erzherzog 
Wilhelm und Erzherzogin Maria Theresia, im Malen und 
Zeichnen unterrichte. Obwohl der Künstler in seiner von uns bereits 
oben erwähnten biographischen Notiz ausdrücklich bemerkt, er sei 
stets nur in Oesterreich künstlerisch thätig gewesen, so spricht die 
Mittheilung dagegen, dass er, längere Zeit in Rom und Florenz 
weilend, zwei lebensgrosse Bildnisse in ganzer Figur sowohl vom 
Papste Pius IX. als auch vom Cardinal Antonelli gemalt habe, 
die ihm auch hiezu gesessen seien. Seine Majestät unseren Kaiser 
malte Neugebauer wiederholt, auch das Bildniss des Erzherzogs 
Franz Carl, das sich in den Gemächern des Kaisers befindet, ist 
von ihm, ebenso wie die Bildnisse zahlreicher anderer Mitglieder des 
Allerhöchsten Kaiserhauses. Sein ganz aus 
gezeichnetes Selbstporträt besitzt die Fa 
milie des Hofvergolders Bühlmayr, der 
mit Neugebauer sehr befreundet gewesen 
ist. In demselben Besitze finden sich auch 
zwei seiner schönsten Blumenstücke, in denen 
er, namentlich in der Darstellung der Rosen, 
ein Meister war. Ein vortreffliches Still 
leben von ihm, dessen Hauptmotiv in dem 
sogenannten burgundischen Hofbecher von 
Bergkrystall, montirt in Gold und Email 
(Saal XVII, Nr. 22 der Abtheilung der 
kunstindustriellen Gegenstände im kunst 
historischen Hof-Museum), besteht, besitzt 
der k. k. Schlosshauptmann von Schön 
brunn, Architekt Karl Sch eff ler. Herr 
von Wurzbach verzeichnet in seinem 
Lexikon eine stattliche Reihe von Bildern, 
welche Neugebauer im Laufe der Zeiten 
in den Kunstausstellungen in Wien zur 
Anschauung brachte. 
Geflügel«, welches sich in 
findet, rührt aus der Collection seines Freundes Bühlmayr; das 
selbe wurde mit Allerhöchster Genehmigung in der Auction der Samm- 
Hches Glückwunschschreiben, während zahlreiche und werthvolle 
Geschenke aus allen Kreisen der Gesellschaft an den Jubilar ge 
langten. 
Interessant ist es zu vernehmen, dass Neugebauer ein 
vortrefflicher Musiker und auch Componist gewesen ist,*) was übrigens 
bei Malern nicht so selten vorzukommen pflegt. Neugebauer fehlte 
es auch nicht an äusseren Ehren; er war im Besitze mehrerer 
fremder Orden und wurde von unserem Kaiser mit dem Ritterkreuz 
des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. Er war auch »wirkliches 
Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste«. 
Josef Neugebauer starb hochbetagt zu Melk am 8. August 1895. 
Leider hatte er vorher noch das Unglück, seine Frau hinscheiden 
zu sehen, die ihm in vieljähriger Ehe eine wahrhaft edle und traute 
Lebensgefährtin gewesen ist. Beide ruhen 
wohl mit Recht sagen 
man darf es hier 
nach einem ebenso glücklich vollbrachten 
wie musterhaften Leben gemeinschaftlich 
im Ortsfriedhofe ihres geliebten Melk. 
Unter die Porträtmaler möchte ich 
auch Josef Lavos stellen, da er ja doch 
dieses Fach vorwiegend ausgeübt hat, wenn 
uns auch die Kataloge der akademischen 
und überhaupt Wiener Ausstellungen noch 
andere seiner Werke vorführen. Was wir 
jedoch von diesen an Halbfigurenbildern 
kennen zu lernen Gelegenheit fanden, 
bekundet ihre Anordnung auch wirklich 
weniger den Historien- und Genre- als 
den Bildnissmaler. Ludwig August Frankl 
schildert uns in seinem 1889 erschienenen 
und bereits mehrfach erwähnten Buche 
»Ein Lebensbild Amerling’s« auch neben 
bei den Maler Josef Lavos, der ein Genosse 
der Tafelrunde des Meisters und ein Studien 
college desselben gewesen ist. Lavos sei 
ein begabter Künstler gewesen, dem auch 
Amerling das Vertrauen geschenkt habe, die Copien seiner Por 
träte von Oehlenschläger und Thorwaldsen anzufertigen. 
Ferner führt Frankl gleich Wurzbach an, dass Lavos mit Vor 
liebe Madonnen gemalt habe. Von Historien- und Genrebildern 
desselben werden genannt: »Die Weissagung« (nach einem Gedichte 
von L. A. Frankl), »Ein Astrolog am Hofe Friedrichs verkündet 
dem Pagen Rudolph von Habsburg seine künftige Grösse«, »Die nächt 
liche Kunde« (ebenfalls nach einem Gedichte von F. A. Frankl), 
sodann »Der Burggraf von Nürnberg verkündet Rudolph von Habs- 
LAVOS, Knabenbilcl. 
Das äusserst flott gemalte Stillleben »Todtes 
der kaiserlichen Gemälde-Gallerie be 
lang im Jahre 1884 angekauft. Des Künstlers italienische Studien 
reisen fallen erst in die Jahre 1850 und 1851. Noch später unternahm 
Theil von Deutschland, 
Am Abend seines Lebens, im 
sich mit seiner Gattin nach 
er eine zweite, längere Reise durch einen 
durch Frankreich und England. 
Jahre 1884, verliess er Wien und zog 
Melk zurück, woselbst ihm der Prälat des Stiftes ein Atelier ein- 
*) Eine Notiz der »Neuen Freien Presse« vom 2. April 1880 veröffentlicht 
ein Schreiben des Capellmeisters Cyrill Wolf, das lautet: »Soeben lese ich im 
Dienstag-Abendblatte Ihrer Zeitschrift von dem siebzigjährigen Jubiläum des Malers 
Herrn Josef Neugebauer. Interessant und Wenigen bekannt dürfte es sein, dass 
dieser Künstler auch als musikalischer Dilettant, und zwar in der Composition von 
Kirchenmusik, gleich ausgezeichnet ist. Er schrieb drei bei Glöggl gedruckte Ein 
lagen für Altstimme, die der Sängerin Frau Ida Flatz gewidmet sind, und ich 
kann als Fachmann von diesen und noch anderen ungedruckten Werken dieses 
Kunstfreundes nur sagen, dass sich mancher Componist von Fach nicht schämen 
dürfte, der Schöpfer dieser Werke zu sein. Indem ich Sie bitte, diese Notiz zur 
Oeffentlichkeit zu bringen, wünsche ich dem Jubilanten unter Einem herzlich 
Glück zu seiner seltenen Jubiläumsfeier. Cyrill Wolf, Capellmeister mehrerer 
Kirchen«. 
nach Müsse seine Kunst ausüben konnte. 
räumte, in dem er 
Von Melk aus erhielt ich auch seinen letzten, schon mit zitternder 
Hand geschriebenen, vom 6. December 1892 datirten Brief, in dem 
er klagt, dass ihm die Kräfte fehlen, denn er liege in Folge eines 
auf wie lange?« fügt der 
Schlaganfalles gegenwärtig im Bett; 
Künstler bei. 
Am 14. April 1880 feierte Neugebauer noch recht rüstig 
und künstlerisch vollauf bethätigt sein siebzigstes Geburtsfest. Die 
Künstlergenossenschaft ehrte hiebei den Altmeister durch ein herz-
	        
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