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bürg dessen Wahl zum deutschen Kaiser«.
Die Abtheilung der
modernen Meister in der kaiserlichen Gemälde-Gallerie enthält
in der Jägerzeile gelegenen Wohnung auf das Strassenpflaster. Der
Kupferstecher Hyrtl,*) ein Bruder des berühmten Anatomen, sowie
auch Amerling nahmen sich des Vaters des armen Lavos an,
der aber auch bald darauf das Zeitliche segnete.
Die kaiserliche Gemälde-Gallerie ist soeben in den Besitz eines
zweiten Bildes von Josef Lavos gekommen. Es stellt das Bildniss
des vortrefflichen Wiener Landschaftsmalers Feid dar. Dasselbe ist
»J. Lavos« signirt und dürfte aus dem Ende der Dreissigerjahre
sein, denn es zeigt uns den Künstler, welcher in demselben Jahre
wie Lavos geboren ist, ungefähr in dem Alter von 35 Jahren;
auch der Schnitt der Kleider entspricht dieser Zeit, wobei ebenfalls
analog die Technik der Malerei den Einfluss des damals schon in
der Blüthe seines Schaffens
stehenden, nur um zwei Jahre
älteren Danhauser nicht ver
kennen lässt. Das Bildchen
hat die Grösse von 13*2 Höhe
und ii*i Breite und ist auf
Holz gemalt. Wie uns die bis
herige Besitzerin die Güte hatte
mitzutheilen, entstammt dieses
interessante Opus dem Nach
lasse Feid’s, auf welchen
Meister wir später in der
Gruppe der älteren Wiener
Landschaftsmaler jedenfalls
noch zu sprechen kommen
werden.
das Halbfigurenbild eines Knaben, bezeichnet: »Lavos fecit 1826«,
also ein frühes Bild des Malers.*) Es ist gut individualisirt und
tüchtig gezeichnet, freilich technisch etwas trocken und interesselos.
Lavos ist zu Wien im Jahre 1807 geboren und wurde, wie so
viele Maler aus jener Zeit, in seiner Jugend nur wenig mit allge
meiner Bildung bedacht. Was waren die Schulen damals gegen
heute! »Viel Wissen macht Kopfweh«, hiess es und so liess man
häufig die Kinder heran wachsen. Kam dann noch zur rechten Zeit
das Bewusstsein, dass Lernen und Bilden doch eine unbedingte
Nothwendigkeit wäre, um im Kampfe ums Dasein seinen Mann
stellen zu können, dann war
es ja noch für den Betreffen
den gut. Aber nicht Alle ge
langten dazu, sich nachträglich
noch geistig herauszuarbeiten.
So mag es auch mit Lavos
gewesen sein, denn er gelangte,
statt zu einem abgeklärten
Geiste, in reiferen Jahren zu
allerlei albernen Ideen, die ihn
endlich zum Wahnsinn trieben,
für den immerhin schon eine
gewisse Veranlagung vorhan
den gewesen sein dürfte. Die
stürmische Bewegung des
Jahres 1848 riss den Hitzkopf
mit elementarer Gewalt mit
sich fort. Er betheiligte sich
als Legionär an der Revolution,
indem er alle Exercitien und Re
volutions-Episoden mitmachte,
um an dem denkwürdigen
6. Octobertage auch an die
Taborbrücke zu rücken, wo
selbst er von einem Grenadier
einen Kolbenschlag auf den
Kopf erhielt, so dass er schwer blutend nach Hause kam. Aber auch
die Schrecknisse, welche das Einrücken der zügellosen Kroaten in
Wien verursachten, trafen besonders schwer unseren armen Lavos.
Die Unholde waren in die Wohnung eingedrungen und drohten
den alten kranken Vater des Künstlers ins Feuer zu werfen, das
Dass neben den Haupt
meistern der Porträtmalerei der
Wiener Schule, welche vor
nehmlich das lebensgrosse
Bildniss pflegten, wenn ich
mich so ausdrücken darf —
sogenannte Kleinmeister be
standen, die vornehmlich in
Cabinetsformaten malten und
sich damit grosser Beliebtheit
und Anerkennung erfreuten, ist bekannt, ebenso dass, wie
heute noch, fast sämmtliche Genre- und Historienmaler neben
bei im Porträtfache thätig waren, und zwar nicht blos als Oelmaler,
sondern ebenso als Aquarellisten und Miniaturmaler. Besonders
beliebt und häufig in Ausübung finden wir die zwei letzteren Kunst
techniken, deren Hauptvertreter Kriehuber und Daffinger waren,
von welchen wieder ersterer namentlich als Lithograph das Beste und
Genialste leistete, was je auf diesem Gebiete der Kunsttechnik im Porträt-
fache geschaffen worden ist. Die so reizvolle Schwarzlithographie wie
aber auch das Miniaturbildniss wurden leider dann durch die Photo
graphie verdrängt, und so schwungvoll beide Darstellungsarten auch
noch von vielen anderen Malern betrieben wurden, sie mussten
LAVOS, Porträt des Landschaftsmalers Feid.
sie auf der Diele des Zimmers angemacht hatten, wenn er nicht
Als ihnen der Sohn die Schlüssel
bekenne, wo er sein Geld habe,
zu den Kästen gab, durchstöberten sie dieselben ohne jedoch Geld
Nun schabten sie die in dem Zimmer hängenden ver-
zu finden.
goldeten Bilderrahmen ab und füllten mit dieser vermeintlich kost
baren Beute ihre Patrontaschen. Gewiss zum grossen Theil in Folge
dieser erlebten Aufregungen stürzte sich ganz kurze Zeit darauf,
im November 1848, Josef Lavos aus dem dritten Stockwerke seiner
*) Jacob Hyrtl, geboren zu Wien 1799, gestorben daselbst den 17. Octo-
ber 1868, war Schüler des Professors der Kupftrstecherei Fischer an der Akademie
zu Wien und hat eine Reihenfolge von Stichen und Radirungen nach Raffael,
Bronzino, namentlich aber nach Werken seiner Zeitgenossen angefertigt. Er war
Mitglied des bereits wiederholt genannten Künsllervereines »Eintracht
*) Nach den akademischen Acten ist Lavos 1808 (?) geboren und am
24. April 1820 als Schüler in die Lehranstalt aufgenommen worden, wo er bis
inclusive Wintersemester des Jahres 1828 geblieben ist.
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