Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

98 
bürg dessen Wahl zum deutschen Kaiser«. 
Die Abtheilung der 
modernen Meister in der kaiserlichen Gemälde-Gallerie enthält 
in der Jägerzeile gelegenen Wohnung auf das Strassenpflaster. Der 
Kupferstecher Hyrtl,*) ein Bruder des berühmten Anatomen, sowie 
auch Amerling nahmen sich des Vaters des armen Lavos an, 
der aber auch bald darauf das Zeitliche segnete. 
Die kaiserliche Gemälde-Gallerie ist soeben in den Besitz eines 
zweiten Bildes von Josef Lavos gekommen. Es stellt das Bildniss 
des vortrefflichen Wiener Landschaftsmalers Feid dar. Dasselbe ist 
»J. Lavos« signirt und dürfte aus dem Ende der Dreissigerjahre 
sein, denn es zeigt uns den Künstler, welcher in demselben Jahre 
wie Lavos geboren ist, ungefähr in dem Alter von 35 Jahren; 
auch der Schnitt der Kleider entspricht dieser Zeit, wobei ebenfalls 
analog die Technik der Malerei den Einfluss des damals schon in 
der Blüthe seines Schaffens 
stehenden, nur um zwei Jahre 
älteren Danhauser nicht ver 
kennen lässt. Das Bildchen 
hat die Grösse von 13*2 Höhe 
und ii*i Breite und ist auf 
Holz gemalt. Wie uns die bis 
herige Besitzerin die Güte hatte 
mitzutheilen, entstammt dieses 
interessante Opus dem Nach 
lasse Feid’s, auf welchen 
Meister wir später in der 
Gruppe der älteren Wiener 
Landschaftsmaler jedenfalls 
noch zu sprechen kommen 
werden. 
das Halbfigurenbild eines Knaben, bezeichnet: »Lavos fecit 1826«, 
also ein frühes Bild des Malers.*) Es ist gut individualisirt und 
tüchtig gezeichnet, freilich technisch etwas trocken und interesselos. 
Lavos ist zu Wien im Jahre 1807 geboren und wurde, wie so 
viele Maler aus jener Zeit, in seiner Jugend nur wenig mit allge 
meiner Bildung bedacht. Was waren die Schulen damals gegen 
heute! »Viel Wissen macht Kopfweh«, hiess es und so liess man 
häufig die Kinder heran wachsen. Kam dann noch zur rechten Zeit 
das Bewusstsein, dass Lernen und Bilden doch eine unbedingte 
Nothwendigkeit wäre, um im Kampfe ums Dasein seinen Mann 
stellen zu können, dann war 
es ja noch für den Betreffen 
den gut. Aber nicht Alle ge 
langten dazu, sich nachträglich 
noch geistig herauszuarbeiten. 
So mag es auch mit Lavos 
gewesen sein, denn er gelangte, 
statt zu einem abgeklärten 
Geiste, in reiferen Jahren zu 
allerlei albernen Ideen, die ihn 
endlich zum Wahnsinn trieben, 
für den immerhin schon eine 
gewisse Veranlagung vorhan 
den gewesen sein dürfte. Die 
stürmische Bewegung des 
Jahres 1848 riss den Hitzkopf 
mit elementarer Gewalt mit 
sich fort. Er betheiligte sich 
als Legionär an der Revolution, 
indem er alle Exercitien und Re 
volutions-Episoden mitmachte, 
um an dem denkwürdigen 
6. Octobertage auch an die 
Taborbrücke zu rücken, wo 
selbst er von einem Grenadier 
einen Kolbenschlag auf den 
Kopf erhielt, so dass er schwer blutend nach Hause kam. Aber auch 
die Schrecknisse, welche das Einrücken der zügellosen Kroaten in 
Wien verursachten, trafen besonders schwer unseren armen Lavos. 
Die Unholde waren in die Wohnung eingedrungen und drohten 
den alten kranken Vater des Künstlers ins Feuer zu werfen, das 
Dass neben den Haupt 
meistern der Porträtmalerei der 
Wiener Schule, welche vor 
nehmlich das lebensgrosse 
Bildniss pflegten, wenn ich 
mich so ausdrücken darf — 
sogenannte Kleinmeister be 
standen, die vornehmlich in 
Cabinetsformaten malten und 
sich damit grosser Beliebtheit 
und Anerkennung erfreuten, ist bekannt, ebenso dass, wie 
heute noch, fast sämmtliche Genre- und Historienmaler neben 
bei im Porträtfache thätig waren, und zwar nicht blos als Oelmaler, 
sondern ebenso als Aquarellisten und Miniaturmaler. Besonders 
beliebt und häufig in Ausübung finden wir die zwei letzteren Kunst 
techniken, deren Hauptvertreter Kriehuber und Daffinger waren, 
von welchen wieder ersterer namentlich als Lithograph das Beste und 
Genialste leistete, was je auf diesem Gebiete der Kunsttechnik im Porträt- 
fache geschaffen worden ist. Die so reizvolle Schwarzlithographie wie 
aber auch das Miniaturbildniss wurden leider dann durch die Photo 
graphie verdrängt, und so schwungvoll beide Darstellungsarten auch 
noch von vielen anderen Malern betrieben wurden, sie mussten 
LAVOS, Porträt des Landschaftsmalers Feid. 
sie auf der Diele des Zimmers angemacht hatten, wenn er nicht 
Als ihnen der Sohn die Schlüssel 
bekenne, wo er sein Geld habe, 
zu den Kästen gab, durchstöberten sie dieselben ohne jedoch Geld 
Nun schabten sie die in dem Zimmer hängenden ver- 
zu finden. 
goldeten Bilderrahmen ab und füllten mit dieser vermeintlich kost 
baren Beute ihre Patrontaschen. Gewiss zum grossen Theil in Folge 
dieser erlebten Aufregungen stürzte sich ganz kurze Zeit darauf, 
im November 1848, Josef Lavos aus dem dritten Stockwerke seiner 
*) Jacob Hyrtl, geboren zu Wien 1799, gestorben daselbst den 17. Octo- 
ber 1868, war Schüler des Professors der Kupftrstecherei Fischer an der Akademie 
zu Wien und hat eine Reihenfolge von Stichen und Radirungen nach Raffael, 
Bronzino, namentlich aber nach Werken seiner Zeitgenossen angefertigt. Er war 
Mitglied des bereits wiederholt genannten Künsllervereines »Eintracht 
*) Nach den akademischen Acten ist Lavos 1808 (?) geboren und am 
24. April 1820 als Schüler in die Lehranstalt aufgenommen worden, wo er bis 
inclusive Wintersemester des Jahres 1828 geblieben ist. 
«.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.