wichtigen Leihgaben der Akademiegalerie und der Albertina, und den Er-
werbungen der Staatsgalerie entstand die Galerie des 19. Jahrhunderts im
Oberen Belvedere, gewählt aus ungleichem Material, gruppiert zu ständiger
Aufstellung‘ in den beiden Stockwerken, zu wechselnden Ausstellungen im
Erdgeschoß; diese Ausstellungen sollen alle dokumentarisch interessierenden
Kunstwerke der Bestände umfassen, die Aufstellung enthält — mit Verbindungs-
stücken — die wesentlichen Werke des musealen Aufbaues. Die Galerie des
19. Jahrhunderts im Oberen Belvedere und das Barockmuseum im Unteren
Belvedere sind zwei selbständige Teile einer Österreichischen Galerie, deren
österreichisches Wesen da absolutistisch, dort bodenständig vorherrscht. Diesen
beiden Teilen soll in absehbarer Zeit ein dritter, baulich abgesondert, im
Belvederekomplex zugesellt werden: die Moderne Galerie, das Kunstschaffen
der lebenden Generation seit den Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts
umfassend, mit eigenartigen musealen Erfordernissen. Der Verein der Museums-
freunde in Wien, vor zwölf Jahren als Österreichischer Staatsgalerieverein
begründet, dann weiteren Interessen zugewandt, hat sich — außer den wert-
vollen Erwerbungen einzelner Kunstwerke für die Staatsgalerie — die Aufgabe
zu eigen gemacht, die bauliche Gestaltung dieser für die künstlerische Gegen-
wart lebensnotwendigen Sammlung mit den verfügbaren Mitteln und Kräften
zu fördern. Das museale Problem einer modernen Galerie, seit 150 Jahren in
wechselnder Gestalt erscheinend, entpuppt sich endlich in der Beschränkung
auf die eigene Sphäre von Raum und Zeit.
Die Anlage und Einrichtung der Galerie im Oberen Belvedere begann
im Jahre 1922 — eingeordnet in das von Hans Tietze umschriebene staatliche
Musealprogramm. Durch einen Widmungsbeitrag des Vereins der Museums-
freunde und Spenden von einigen Kunstfreunden wurden die dringlichsten
Anschaffungen gedeckt, um die zur herrschaftlichen Wohnung neubarock
staffierten Räume wieder museal verwenden zu können. Nur unermüdliche
Arbeit half aus der Not der Zeit. Bruno Grimschitz, meinem bewährten Mit-
arbeiter, und Heinrich Schwarz, in Arbeitsfreude uns zugesellt, habe ich
namentlich zu danken. Auch dieser Katalog ist das Ergebnis unserer gemein:
schaftlichen Arbeit.
Wien, im Juli 1924. F. M. Haberditzl
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