Full text: Galerie des neunzehnten Jahrhunderts im Oberen Belvedere

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schäumendem Quell vorbei durch das Gestein des Bergwaldes. In Braun, bläulichem Grau 
und Olivgrün die Steine, Wurzeln, Stänme und Äste der knorrigen Bäume. 
Leinwand. Höhe 1°11 m, Breite 0:69 m. Bezeichnet links unten: Schwind 1851. Weigmann (Klassiker 
der Kunst IX) S. 302. Eine kleinere Replik in der Schackgalerie in München. Gestochen von H., Merz, 
Erworben 1897. (Abb. S. 197.) 
384. SCHIFFERIN. Silbriges Mondlicht fällt durch die vor dem nächtlichen Himmel auf- 
brechenden Wolken blinkend auf das Wasser des Bergsees und umfließt in zartem Schimmer 
das mit dem Ruder im Kahn stehende Mädchen: silbriges Blaugrau, Graugrün und Braun, 
Karton. Höhe 0:26 m, Breite 0:17 m. Entstanden um 1851 am Gmundener See. Dargestellt Baronin 
Spaun, die Gattin von Schwinds Freund Joseph Ritter von Spaun. Weigmann (Klassiker der Kunst IX) 
S. 302. Erworben 1924. (Abb. S. 196.) 
385. BILDNIS ANNA SCHWINDS, DER TOCHTER DES KÜNSTLERS, in hellblauem, 
rotgefüttertem Krinolinenkleid mit weißem Spitzenkragen und weißen Spitzenärmeln vor sonnig: 
grüner Laubwand spazierend, mit der Linken das Kleid raffend, in der Rechten den grauroten 
Sonnenschirm. Der Kopf umrahmt von den dunklen Maschen des Federnhutes. 
Holz. Höhe 0:24 m, Breite 018 m. Bezeichnet rechts unten: Schwind 1860. Angeblich in Spitzwegs 
Atelier mit Farbenresten der Palette des befreundeten Künstlers gemalt. Weigmann (Klassiker der Kunst IX) 
S. 411. Erworben 1904. (Abb. S. 196.) 
386. KAISER MAX AUF DER MARTINSWAND, kniend am Rand des überhängenden 
Felsens, im Gebet niederblickend zu dem Geistlichen im Tal, der inmitten der Gemeinde 
seine Rettung erfleht. Über ihm, vom Felshang niedersteigend, der rettende Hirte. Ocker- 
toniges Grau der Felsen vor dem Blau des Himmels und der Berglandschaft; graugrün das 
Tal, braun und weiß das Gewand des Hirten, der Kaiser in hellzinnobergrünem und grauz 
violettem Jagdgewand. 
Holz. Höhe 0:59 m, Breite 0:43 m. Entstanden um 1860. Weigmann (Klassiker der Kunst IX) S. 422. 
Ein 1839 datiertes Aquarell mit der gleichen Darstellung in der Bibliothek der Wiener Akademie. Erworben 
für die Kaiserliche Gemäldegalerie, 1901. (Abb. S. 197.) 
387. GESELLSCHAFTSSPIEL. Auf grünem Rasen vor dem Gartenschloß die Mädchen 
und jungen Herren im Fangenspiel sich drehend und wendend; in lichter Buntheit die Farben 
der Gewänder: blasses Gelb, Karminrot, Violettgrau, Orange und Blau; Gelbgrau, Violettgrau 
und Grün in Architektur und Landschaft. 
Holz. Höhe 0:37 m, Breite 0:59 m. Entstanden nach 1860 in Erinnerung an die jugendlichen Feste in 
Atzenbrugg. Weigmann (Klassiker der Kunst IX) S. 421. Erworben 1897. (Abb. 8. 193.) 
388. DIE SCHÖNE MELUSINE. »Fontes Melusinae, der Brunnen der Melusina. Melusina, 
aus dem Geschlechte der Wasserfeen, wird der Sage nach von einem Grafen Lusignan an 
einem einsamen Waldbrunnen gefunden. Trotz der Warnungen ihrer Schwestern erhört sie 
dessen Liebeswerben und verlobt sich ihm. Mit glänzendem Gefolge erscheint sie im Tal zum 
frohen und mißliebigen Staunen der Verwandten und Diener des Grafen und wird die Seine 
am Altar. Am ersten Morgen auf der Burg nimmt sie ihrem Gatten den Schwur ab, unter 
Androhung ewiger Trennung, sie nie zu stören, wenn sie sich allmonatlich in das geheimnis- 
voll über Nacht entstandene Haus zurückzieht, wo sie im angebornen Element neue Kraft 
und Jugend atmet. Im reichsten Eheglück, gesegnet mit sieben Kindern, genügt das aber- 
gläubische Geschwätz des Gesindes — das Kinder und Verwandte belauschen —, Neugierde 
und Mißtrauen des Mannes anzufachen. Eidbrüchig — läßt er sich verleiten, die geheimnis- 
volle Halle zu betreten. Jammer und allgemeine Flucht, der Einsturz des Hauses sind das 
Ende seiner glücklichen Ehe. In einsamer Nacht wird nur noch von Zeit zu Zeit eine trau: 
ernde Gestalt an der Wiege der jüngsten Kinder gesehen. Er ergreift den Pilgerstab, und von 
Sehnsucht gepeinigt, treibt es ihn an den wohlbekannten Waldbrunnen, wo er die Entflohene 
findet. Nach Nixensatzung küßt sie ihn zu Tode unter dem Wehklagen ihrer Schwestern.« 
(Schwind in einem Brief an den ihm befreundeten Dichter Eduard Mörike.) 
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