Full text: Europäische Malerei im 19. Jahrhundert - Ausstellung in der Wiener Hofburg

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lichten Dunst, während der Vordergrund fest und greifbar 
gegeben ist. — All diese Bemühungen finden in Pissarros Bild, 
einem der frühesten Werke des Impressionismus, ihr Ziel. 
Bisher waren Licht und Luft Medien, die zwischen Vorder- 
und Hintergrund eingeschoben wurden. Hier aber werden 
Objekt und Licht eins, und es entsteht etwas Neues: das vom 
Licht durchtränkte, im Licht aufgelöste Objekt. In dem Bild 
dieser Häuserzeile mit ihrem Grau, Weiß, Grün und Schwarz 
ist das geschehen. 
Saal IX (um 1850—1880) 
Bevor wir die weitere Entwicklung des Impressionismus ver 
folgen, wenden wir uns der gleichzeitigen „Gedankenmalerei“ 
zu. Die Künstler dieser Richtung lehnen sich bewußt an die 
Kunst vergangener Zeiten an. Feuerbach vertritt einen ver 
späteten Klassizismus in seiner Farbfeindlichkeit und der Vor 
liebe für reliefhafte Wirkung. Das Bildnis Lenbachs von 
Böcklin, das sich vom blauen Himmel abhebt, wurde in An 
ordnung und Farbwirkung durch Holbein angeregt. Im Bildnis 
des Dichters Marbach von Marees tritt als etwas in die Zu 
kunft Weisendes eine starke Architektonik im Bildaufbau her 
vor. — Rahl, Makart und Canon knüpfen an die barocke 
Tradition an. Das Gedanklich-Erzählerische wird in stärk 
stem Maße durch den „Erlkönig“ von Schwind vertreten, 
dessen künstlerische Wirkung auf der Gewalt der Linie beruht. 
Saal X (um 1870-1905) 
In diesem Saal werden die Prinzipien der impressionistischen 
Malerei deutlich. Um die Verschiedenheit des Lichtes aufzu 
zeigen, malen die Künstler ähnliche Objekte zu verschiedenen 
Tageszeiten, wie zum Beispiel Corot seine „Baumlandschaften“. 
Das Überspinnen der Dinge mit einem silbriggrauen Schleier 
ist für die Spätzeit des Meisters charakteristisch. — Die 
wissenschaftliche Erkenntnis, daß das Sonnenlicht aus den 
sieben Farben des Regenbogens zusammengesetzt ist, wird 
nun ins Leben umgesetzt. So darf der Künstler keine unreinen 
Farben mehr verwenden, die Farben nicht mehr mischen; er 
setzt reine Farben in kleinen Pinselhieben nebeneinander, so 
daß sich, von einer bestimmten Entfernung aus betrachtet, im 
Auge des Beschauers die Farbmischung vollzieht. Ein beson 
ders schönes Beispiel hiefür ist Renoirs Bild „Badende Frau“ 
von 1876. — Auch die Wiedergabe von Weiß und anderen an 
sich nicht „farbigen“ Farben — wie Grau und Schwarz —
	        
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