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ein Mann von umfassenden fheorefhischen und praktischen Kennt
nissen. verstand es den offenen Himmel in seine prunkvollen
kuppelbekrönten Kirchenbaufen und den Geist der antiken Mythologie
in die Festsäle der mit größtem Pomp ausgestatteten Ädelspaläste zu
zwingen. Seine wichtigsten Bauten: die Kollegienkirche in Salzburg,
die Palais Schwarzenberg, Trautson, Prinz Eugen, die Karlskirche, die
Hofbibliothek in Wien u. a. m. gehören zum klassischen Be
stände des europäischen Barocks. Mit ihm wetteiferte Johann Lucas
von Hildebrandt, dessen großartige Kirchen-, Schloß- und Palaisbauten
(Belvedere, Peterskirche, Palais Kinsky in Wien, Schloß Mirabell in
Salzburg u. a. m.) gleichfalls zu den hervorragendsten Architekturen
Europas zählen; die Stiegenhäuser seiner Palais genießen Weltruf. Aber
auch die Landbaumeister Jakob Prandtauer (Stiftskirche und Kloster
anlage von Melk, Bischofhof in Linz, Einfahrt, Stiegenhaus und weitere
Klosterteile in Stift St. Florian u. a. m.) und Josef Mungenast (Stift
Dürnstein, Teile von Stift Herzogenburg u. a. m.) setzen in Silhouette
und Gesamtwirkung außergewöhnliche Baudenkmale in die Donau
landschalt und ihre weitere Umgebung, die dadurch zum Träger höch
ster kultureller Werfe wurde.
Ebenso wie die genannten großen Architekten am Ende des
17. Jahrhunderts bereits aus den österreichischen Erbländern stammten,
war das Heer der Maler, Plastiker und Kunsthandwerker, die zur Aus
stattung von Kirchen und Schlössern herangezogen wurden, bereits in
der Heimat geboren worden. Die erste Generation von ihnen hafte ihre
Ausbildung noch im Auslände (Italien und Niederlande) empfangen-
Unfer den Malern waren es Hans Adam Weißenkircher, Peter Strudel,
Johann Michael Rotfmayr (von Rosenbrunn), Daniel Saifer, Franz Karl
Remp und Karl Reselfeld, die in Venedig bei Karl Lofh studiert hatten,
sich dort die Kenntnis der gesamt! talienischen Malerei erwarben und die
Stilbilder der führenden neapolitanischen, bolognesischen und veneziani
schen Meister in Österreichs neuen kirchlichen und weltlichen Bauwerken
-als Fresken- und Älfarbildmaler in persönlicher Weise abwandelfen*
Unter ihnen ist Rotfmayr mit seinen Fresken in der Peferskirche in
Wien, in der Stiftskirche in Melk und in der Wiener Karlskirche der
weitaus bedeutendste.
Mit der Gründung der Akademie der bildenden Künste durch
Kaiser Leopold I. 1692 nahm schließlich die Heranbildung der heimi
schen Künsflerjugend durch bedeutende, mehrfach aus dem Auslände
Berufene Lehrer, in Wien ihren Anfang. Sind Stilbilder und Kolorit
dieser über das erste Viertel des 18. Jahrhunderts. hinausreichenden
Generation noch off genug dem Seicenfo verbunden, so änderte sich
jenes der nachwachsenden, in Wien erzogenen und nach Italien als
Kunstzenfrum immer wieder wandernden jüngeren Maler im Sinne des
neapolitanischen und vor allem venezianischen Barockklassizismus, der
bühnenhafte Wirkungen bei zartem und doch lebhaftem Kolorit erstrebte.
Daniel Gran, Michelangelo Unferberger und Paul Troger sind die be