deutendsten Maler des nun heraufkommenden Spätbarock. Gran, zu
tiefst dem klassischen Akademismus und helleuchtender Farbigkeit,
insbesondere in seinen Fresken, verhaftet, IXnterberger und Troger,
beide Professoren und Rektoren der Akademie der bildenden Künste
in Wien, haben ihre Art nach langen Studienjahren in Italien, zu vor
derst an der venezianischen Entwicklung, und hier wieder Piazettas,
vervollkommnet, ohne deshalb ihre Persönlichkeit aufzugeben und ihren
vorwärtsstrebenden Willen einzuschränken. Das imaginäre Licht und die
Gegensätzlichkeit von Licht und Schatten sind es, die insbesondere
Paul Troger zu seinen außerordentlichen Freskenleistungen, fast in
allen niederösterrechischen Klöstern, anregten.
Die Plastik, deren Aufgaben nicht minder umfangreich waren als
jene der Malerei, hat in den hochbarocken alpenländischen Bildschnit
zern Thomas Schwanthaler und Meinrad Guggenbichler grandiosen
Ausdruck gefunden. Die Qualität ihrer in Oberösterreich und in und
um das salzburgische Mondsee geschaffenen Ältarwerke, findet in Wien
nur in einer Bildhauergruppe ihr leidliches Gegenüber, die an der
Pestsäule am Graben tätig war und in den Namen Strudel, Raudi-
müller, Kräcker und Fischer gipfelt. Der jüngere Georg Raphael
Donner (Neuer Markt-Brunnen in Wien, Hochaltar im Dom in Preß-
burg und Pieta im Dom in Gurk u. a. m.) hat es schließlich verstanden,
aus dem führenden italienischen-französischen Stil seiner Zeit einen
österreichisch-höfischen von internationaler Geltung zu entwickeln. Ne
ben seinem Lehrer Giovanni Giuliani, der in Stift Heiligenkreuz Fa-
miliaris war, kann hier nur noch der alpenländischen Bildhauer und
Schnitzer Balthasar Permoser, Johann Jakob Schoy, Bernhard Mandl
und Josef Thaddäus Stammei gedacht werden. Ihre vollblütigen Ge
stalten sind von gesunder Kraft und lebendiger Bewegtheit und in den
Madonnenbildwerken mit Kind von jenem zarten Liebreiz, der jetzt zu
einem typisch österreichischen Grundzuge ausreift.
Seit 1730 veränderte sich neuerdings das Gesicht von Architektur,
Plastik, Malerei und Kunstgewerbe in bescheidener, jedoch nicht zu
verkennender Weise. Selbst in der Architektur wurden die malerischen
Werte besonders betont, Verschlankung und reichere Bewegtheit der
Formen,, bei gleichzeitiger Veränderung aller dekorativen Elemente im
selben Sinne, sind nun in allen Kunstzweigen verbindlich; musikalische
Stimmungen wurden immer beliebter, das Raffinement sie auszudrücken
immer größer. In den Stiftskirchen in Wilhering und Engelhartszell
und in den Schloßräumen in Schönbrunn und Laxenburg sind alle Ele
mente zur Erlangung höchster musikalischer Wirkung zusammengefaßt.
Auch das plastische Porträt beschreitet diesen Weg: der junge Franz
Xaver Messerschmidt ist sein bester höfischer Vertreter, seine grand-
seigneurale Kunst ist auch von den gleichzeitigen Franzosen nicht über
troffen worden. Die Zartheit der Mythologien und religiösen Kompo
sitionen eines Johann Baptist Hagenauer und Johann Georg Dorf
meister, voll Weltgewandtheit und akademischer Grazie, steht der tan-
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