Die Ausstellung schließt dann wirkungsvoll mit einem
wahren Feuerwerk an Farbenpracht ab. Dieses entsprüht einer
Serie aus dem 18. Jahrhundert, welche die Geschichte des Moses
in der phantastischen Auffassung eines orientalischen Märchens
zur Darstellung bringt.
Neben den Wandbehängen weist die neue Ausstellung auch
mehr kunstgewerbliche Objekte auf, vor allem einige Paravents
und, als Kuriosum, eine wohl als Fußbodenbelag gedachte
Wirkerei des van der Borght mit Streublumen und einer Frucht-
schale im Fond.
Beide Ausstellungen zusammengenommen haben nun die
Öffentlichkeit mit den wichtigsten Serien der Wiener Sammlung
bekannt gemacht. Zur vollen Ergründung des Wesens der
Gobelinkunst fehlt ihr noch der Einblick in die ganzen geschlos-
senen Serien. Als ein Produkt prunkvoller aristokratischer
Lebensführung wahrt der Gobelin seinen Eigenwert gegenüber
seiner Nachbarschaft in schärfster Weise. Einzig die Glieder einer
Serie, eines Zyklus erscheinen für einander geschaffen, bilden
eine befriedigende Einheit. Nur wer den gewaltigen Abraham-
Zyklus in allen seinen zehn Bildern, die Josua-Legende in ihren
acht Teilen kennt und die Einzelstücke in ihren Wechsel-
beziehungen zu einander erschaut, wird sich der ungeheuren
schöpferischen Kraft bewußt, welche in der Gobelinwirkerei
als der höchsten Emanation der Textilkunst zum Ausdruck
gelangt.
Aus solchen Erwägungen heraus plant das Ausstellungs-
komitee im kommenden Jahre wechselnde Serienausstellungen
bei Herausgabe kleiner, die einzelnen Folgen behandelnder Mono-
graphien. Es beabsichtigt ferner, um auch den Stil der in der
Wiener Sammlung nicht vertretenen mittelalterlichen Gobelin-
kunst zu zeigen, eine Ausstellung von Arbeiten dieser Art aus
dem Österreichischen Museum für Kunst und Industrie sowie
aus Wiener Privatbesitz. —
Die Durchführung der durch das Bundesministerium für
Inneres und Unterricht veranlaßten Ausstellung lag in den
gleichen Händen wie im Vorjahre. Dem Komitee gehören der
Unterzeichnete, ferner die Herren Dr. Hermann Julius Hermann,
Dr. Ludwig Baldaß und Fräulein Hermine Bach an.
Der Katalog wurde wie im Vorjahre von Dr. Ludwig
Baldaß verfaßt und durch die Staatliche Lichtbildstelle heraus-
gegeben.
Ein Reinerträgnis der Ausstellung fließt Kriegsfürsorge-
zwecken zu.
Dr. Hermann Trenkwald,