Full text: CXLIII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Wiener Secession

  
gefjchaffenen Werke. Kurzum, es ijt in alles, tvas mit dem DBDegtriff 
„Wiener Seceffion“ zufammenhängt, wieder ein pulfierendes Leben 
und eine fichere Führung Hhineingefommen. 
Solche Borbemerfungen {ind notivendig, will man fich den Stand 
des Heutigen Kunftfchaffens in Defterreich im Spiegel einer der we- 
fentlichjten Gruppe der Kunftfchaffenden vergegentwärtigen. 
Die Herbijtausiteilung der Seceffion bietet Hierzu Anlaß und Rrüf- 
jtein. Als Wefentlichjtes erfcheint, daß in diefer Ausftellung, einer 
der gelungenften, Sie innerhalb der Ießten Iahre in Deifterreich 
jtattffanden, fein frafjer Fall des ESrheriments um des SErperimentes 
willen zu fjehen ift und ebenfo wenig jene brav bemalten Leinwände 
auffcheinen, die jeder geiftigen AuseinanderfeBung aus dem Weg 
gehen und die wir aus allzuvielen Ausitellungen in ungutem Qln- 
denfen Haben. Die erfreuliche Frijche, mit der — durchaus vom Heu- 
tigen Gefühl aus, aber ohne afademifches Pathos — durchwegs ge- 
malt tvorden ift, die Art wie jauber und fachlich und doch nicht ohne 
Sehlen der nicht erjfegbaren Stimmungsmomente gerade die Natur- 
fchilderung Hier gefchieht, muß vielfach beglücen. Ja felbft innerhalb 
der Werke der einzelnen Maler fieht man wie vom Zug zum NMatur- 
haften, ja oft bis zum Warm-Ahnimalifchen hin, all das, was noch an 
Nachtfeiten und böfen Schatten auf den Tafelbildern der leßten 
Sahre fein Wefjen trieb, überwunden und Herausgefegt wird. 
Diefe ganze Herbftausitellung Hat auch nichts Herbitliches an {fich. 
Sie wirkt in der Gefamtheit der Bilder — die ja naturgemäß auch in 
den vorhergehenden Monaten gemalt fein müffen — fo Suftig und 
voller Triebkraft, daß man beim Heraustreten aus der Ausitellung 
erft durch die über den Straßen liegenden falten Novembernebel an 
die wirflide Jahreszeit gemahnt wird. 
Dei einer großen Künftlervereinigung, wie es die Seceffion ijt, Fann 
natürlich) — zumal wenn man unter den Ausftellenden noch eine 
Reihe von Gäfjten aufnimmt, nicht von der Einheitlichfeit eines Kunft- 
wollens gejprochen werden. Die feelifchen Individualitäten, das GSe- 
nerationsproblem fprechen dazu ftarf mit. Wefentlich ijt aber, und das 
fann nicht genug betont tverden, daß in einer Ausftellung wie in die- 
jer Herbftausitellung deutlich fichtbar wird, daß Qualität und Lei- 
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