vermitteln zu wollen, vollkommen fern. Gerade die Kämpfe sind ihm willkommen, WEIL
DER KAMPF LEBEN BRINGT. Übrigens ist der „Erdgeist“ eine absolut unabhängige
Zeitschrift und bekennt sich zu KEINER Kunstrichtung. Wohl aber gewährt es ihm eine
besondere Genugtuung, aus JEDER österreichischen Kunstausstellung möglichst viel Vor-
treffliches und Unterschiedliches seinen Leserkreisen vermitteln zu können. Die Sonder-
hefte werden also durchaus nicht uniform aussehen. Vielmehr wird es Sache der Künstler-
gruppen sein, durch sorgliche Auswahl der Reproduktionen, durch Einteilung und innere
Ausstattung der Hefte etwas ihr Charakteristisches zu schaffen. Gemeinsam bleiben nur
das der künstlerisch wertvollen Wiedergabe überaus günstige Format, die vorzügliche Re-
produktion, der billige Preis und vor allem das geschlossene Auftreten im Ausland und
in den heimischen Provinzen. GUSTAV EUGEN DIEHL.
Vorwort.
Von Karl M. Kuzmany.
Es war eine folgerichtige Wendung seines
Schaffens, als sich Frank Brangwyn, der in
farbigen Kontrasten schwelgende Maler, an
die Kunst des Radierens hingab. Gestattet
sie ihm doch die Verwirklichung seiner Ab-
sicht, eine von reger Naturwahrheit durch-
pulste Darstellung mit der auf rein zeich-
nerische Mittel beschränkten Stilisierung zu
vereinen. Immer schon war Brangwyn in
seinen Gemälden auf dekorative Fernwirkung
bedacht gewesen, die den Beschauer nicht
erst heranzuzwingen braucht. Der Atzmaler
nun strebt mit dem alle Freiheit gestatten,
den Werkzeug nach demselben Ziel, das
ihm übrigens seit jeher vorschwebte.
Frank Brangwyns Herkunft und Bildungs-
gang hatten darauf hingewiesen. Seine Eltern,
die aus Wales stammten, waren zur Zeit
seiner Geburt (1867) in Brügge ansässig,
wo der Vater als Künstler der „Innendeko-
ration“, vornehmlich in Kirchen, tätig war.
Er gedachte sich in dem Sohne einen Ge-
hilfen heranzuziehen und ließ ihn darum nach
der Rückhehr in die Heimat die Londoner
South Kensington Art Schools besuchen.
Hier, so wird erzählt, fiel Frank, der eben
nach einem Relief von Donatello zeichnete,
dem Großmeister des modernen englischen
Kunstgewerbes William Morris auf, so daß
dieser ihn zu sich in die Lehre nahm. Drei
Jahre harrte er bei dieser Schulung aus, bis er
endlich, des Zwanges müde, archaisierend zu
sehen und Vorzeichnungen für die Textil
industrie zu übertragen, sich flügge fühlte.
Als Angehöriger einer weltmächtig see-
fahrenden Nation bereiste Brangwyn alle
Küstenländer des Mittelmeeres, den ganzen
Orient, Nordafrika, Spanien, Italien. Daheim
litt es ihn nur selten, auch nachdem er be-
gonnen hatte, Ausstellungen zu beschicken.
Die ersten Gemälde schon, seit dem Beginne
der Neunzigerjahre, machten durch ihre Vor-
würfe Aufsehen; sie schilderten ein Begräbnis
auf hoher See, ein Gefängnisschiff, die
Brandschatzung einer Stadt durch Piraten.
Wie hier der Realismus und die Bewegtheit
des Dargestellten, die zu Fabeleien über den
Maler Anlaß gaben, so verblüffte dann die
ungestüme Kraft seiner Farben, als frohere
Volksszenen mit Musikanten und bacchischen
Winzern, als legendenhafte Motive — die
Gold, Weihrauch und Myrrhen darbringen-
den heiligen drei Könige, Sankt Simon der
Säulenheilige — ihn anzogen. Da war Brang-
wyn zu seinem Stil gelangt, indem er die
impressionistische Zeichnung zu immer
festeren Umrissen bändigte und sie mit un-
gebrochenen Farben reichlich füllte, mit
einem tiefen Blau und satten Braun, mit
schwelgerischen Purpurtönen, die in ver-
haltener Glut wetteifern. Daß sie sich nicht
vordrängen, dazu hat wohl die gelegentliche
Beschäftigung Brangwyns mit kunstgewerb-
lichen Arbeiten, die nicht den Tumult des
Kolorismus, sondern ruhige Abwägung ver-
langen, und die Erinnerung an die Vorbilder