Full text: Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien: Vom 1. bis inclusive 13. Dezember 1871

  
   
als Mittelton trefflich zu statten kam; einerseits trug die düstere Grundfarbe nicht 
wenig zu‘ dem tiefernsten, schauerlichen Charakter des Ganzen bei, anderseits war 
Sie der Virtuosilät des Künstlers ein willkommenes Material, um vermiltelst weni- 
ger Striche, Linien und Lichter, je nach Absicht, Rauch und flammende Scheiter- 
haufen, Gebändemässen oder Lamdschaft darzustellen. Dieser Entwurf war von 
SO gewaltiger Wirkung, dass Director Kaulbach, dem dringendsten Wunsche 
seiner Freunde nachkommend, ihn anf Leinwand übertrug, und zwar wieder in 
demselben düsteren, dem ergreifenden Vorwurfe angemessenen Colorit. Soviel in 
Kürze über die Geschichte dieses Gemäldes;- das eine Folge eingehender Studien 
des Meisters über di& »Spanische Inquisition« war. 
Die-Hauptperson.des Gemäldes; Peter Arbues-warzu Epila in Aragönien 
geboren und soll sich nach den Angaben der Quellen schon als Knabe durch uner- 
sättliche Wissbegierde und unbeugsamen Charakter ausgezeichnet haben. . Nach- 
dem er in Bologna philosophischen. und theologischen Studien obgelegen, wurde 
er Magister der Philosophie und 1473-auch Doctor der °T’heologie.# Nach seiner 
Rückkehr aus Italien trater in das Collegium‘ des Avgustiner-Ordens an der 
Metropolitan-Kirche zu Saragossa und legte 1476 das Ordensgelübde ab. Eben 
zu dieser Zeit stanıl an der Spitze des unter dem Namen der »Heiligen Inquisition« 
so gefürchteten Glunbensgerichtes der Gross-Inquisitor Torquemada, der sich in 
Hinrichtungen (er soll nach Angabei der geschichtlichen Quellen an 8000 Ketzer 
zum Tode befördert haben), und Vermögens-Confiscationen ausserordentlich eifrig 
erwies. Indem er die-Glaubensgerichte in allen grösseren Städten organisirte, 
forschte er fleissig nach Männern, welche —- wie es ausdrücklich heisst — »durch 
Tugend und Gelehrsamkeit hervoörleüchteten; um’ ihnen“das Geschäft von Inqui- 
sitloren‘ sicher und würdig anvertrauen zu können, und sein Blick fiel auf Don 
Peter Arbues, der an den benöthigten‘ Gaben allen übrigen voranleuchtete.« 
So ward Don Peter Arbues am 4. Mai 1484 Inquisitor in. Saragossa. Nur 16 
Monate dauerte seine inquisitorische Thätigkeit, aber täglich —. 80 erzählt die 
geschichtliche Denkschrift'— »hielt’er Gericht und zwar mit Fleiss, Klugheit und 
Aufmeıksamkeit, en{schlossen, Stadt und: Land.ven.allem Unkraut zu reinigen; 
er war weder durch Thränen noch durch Bitten“ zu erweichen, sondern theilte 
unerschütterlichsJedem: sein Recht zu;« Die allgemeine /'Verzweilung und der 
Schrecken vor diesem unerbittlichen‘ Tribunal hatte eine Verschwörung zur Folge, 
und zwei junge Männer, Johann. de Layvadia,ı dessen Schwester Arbues zum 
schimpflichen Flammentode verurtheilt hatte, und Johann Sperandino,. dessen 
Vater er in Kerkernacht gefangen hielt, &rdolchten 1485 den‘ Inquisitor vor dem 
Altare selbst. Die Beiden‘ Verschworenen and mehr als 200 Menschen wurden zur 
Sühne für den Getödteten‘ hingerichtet und man seizte dem Inquisitor einen Grab- 
stein, ‘worauf in lateinischer Sprache stand: »Tliehet weit von hier, ihr Juden, 
denn wie der göttliche Stein Amethyst die Pest, so verscheuchet. der, der ‘hier 
liegt, die Juden, «€ ; 
Kaulbach’s Gemälde‘ übt dieselbe Wirkung‘ wie der Vortrag eines erschüt- 
ternden Tranerspieles, Wir sehen” darauf den Tnquisitor in voller Ausübung des 
»heiligen Offieiumse begriffen. Der finstere Greis, dessen Erscheinung wie ein 
Alpdruck anf das Gemüth des Beschauers wirkt, tritt eLen raschen, ungeduldigen 
Schrittes, von zwei Mönchen unterstützt, aus der Pforte des Irquisitions- Palastes, 
  
  
 
	        
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