Full text: Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien: Monat Oktober 1873

  
  
  
  
  
  
In jenes Element, das allverschlingend Ve 
Am meisten unserer Seele gleicht, des Stoffes . 
Geringsten Theil mit seiner heissen Kraft 
Verzehrend, — ‚und das Licht des königlichsten 
Von allen‘ Todes-Scheiterhaufen soll 
Nicht eine blosse Rauch- und Flammen-Säule, 
Ein Fenerzeichen sein für einen Tag 
Und dann ein Berg von Asche, — nein, ein Licht 
Zur Lehre Zeiten, ruhelosen Völkern 
Und. üpp’gen Fürsten ! Manches Volkes: Rulım 
Und manches Helden Thaten tilgt die’ Zeit, 
Sie wandelt Reich um Reich wie dieses erste 
Der Reich’ in Nichts, — doch meine letzte That 
Wird sie verschonen und; als Beispiel wahren, 
Dem Wenige zu folgen wagen, aber 
Das Keiner wagt zu schmähen, —- Jeder meidendj" ” 
Ein Leben, das zu solchem Ende führt.« 
Byron’s Trauerspiel »Sarılanapal«. 
Oelbild/ (Gemalt 1828) Eigenthum des Herrn Durand-Ruel#n Paris 
. 100,000 Francs, 
2, Kaulbach Wilhelm von, Director.der k. Akademie in München. 
„Nero während der Christenverfolgung.“ 
Das Gemälde veranschaulicht den Zustand der Menschheit in der 
bedeutungsvollen Epoche des Ueberganges von der altheidnischen in die 
neue christliche Zeit, — den Kampf der heidnisch-römischen Welt, welche 
den Höhepunkt ihrer Bahn bereits hinter sich hatte, mit dem jungen, von 
Begeisterung für eine grosse Idee emporgetragenen . Christenthum.. Der 
Meister, welcher die vier Cnltur-Nationen, Römer, Germane n, Griechen 
und Juden, auf dem Bilde vereinigt, um die herannahende Zeit anzu- 
deuten, wo dieselben sich als Glieder der gemeinsamen Menschheit erkennen 
werden, hat seine Gedanken in zwei gewaltigen Gruppen ausgedrückt, deren 
obere das machtberauschte Kaiserthum , die untere. das leidensstarke 
Christenthum in sich schliesst, — oben Siegesgenuss und überströmender 
Jubel, unten Kampf und thränenvoller Jammer. ; 
Auf der Terrasse vor dem kaiserlichen Palast, zu dem breite Marmor- 
treppen hinan führen, steht Nero im Gewande und mit der Strahlenkrone 
Apollo’s, Wie im triumphirenden Grössenwahnsinn tritt,er seiner Umgebung 
nicht als Kaiser, sondern vielmehr als Gott entgegen, den überschäumenden 
Becher erhebend und mit der Linken in die Saiten der Lyra greifend. Eine 
Schaar üppiger Römerinen: mit Kränzen ‚und Cymbeln dräugt aus den 
berühmten’schattigen „Gärten des Nero “, welche mit ihren Hainen von Lor- 
beeren, Granaten, Steineichen und Cypressen hinter den blumengeschmückten 
Bogengängen. und Säulen. sich ausdehnen, nach dem; Vordergrunde des 
riesigen Palastes, um den Kaiser: als. ihrem Gott ‚ein Opfer. darzubringen. 
Von dem trunkenen Jubel, der Nero’s Gesang begleitet, wiederhallt der ganze 
Palast, und Beifall klatschend beugt sich derPräfect Rom’s, Tigellinus, vor 
  
 
	        
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