Full text: Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien: 266. Ausstellung ; Monat April 1876

  
  
  
bricht durch Blut und Tod hindurch; es erscheint das Antlitz des göttlichen — 
Siegers über den Tod. So symbolisch erhaben und zugleich so menschlich | 
wahr ist-kaum je ein Christus-Antlitz aufgefasst und dargestellt worden. Mit 
diesem Bilde hat Gabriel Max sein reifstes Werk geschaffen. Um das 
Haupt Christi nicht isolirt erscheinen zu lassen, sind die Schlagschatten 
und die Blutspuren 80 vertheilt, dass durch unbewusste Fantasiethätigkeit 
der Kopf, in Hals und Achseln übergehend, sich ergänzt.« 
F Die „Gegenwart“ (Wochenschrift für Literatur und Kunst, redigirt 
von Paul Lindau in Berlin) schreibt: »Auf dunklem Grunde ist zwischen 
den Rahmenleisten eine uralte, vermoderte, geflickte, ansgefaserte Leinwand 
aufgespannt, das Schweisstuch der heil. Veronika, welches erst das eigent- 
liche Bildniss trägt. Viele Besucher begnügen sich in lobenswerther 
Bescheidenheit oder mit dem Kennerstolze eines Schnittwaarenhändlers 
diese Unterlage des Kunstwerkes zu bewundern und darüber zu staunen, 
wie dieser zerfallende Byssus mit all’ seinen Schmutz- und. Blutflecken 
treulich wie im phöotögraphischen Apparat nachgeahmt ist. Anspruchs- 
vollere gehen weiter und finden auf diesem mit vieler Kunst hergestellten 
hässlichen Grunde die Züge eines Mannes von idealer Schönheit; es ist der 
Typus des Heilandes, wie er sich im Laufe der Jahrhunderte langsam heraus- 
gearbeitet hat, vom vernünftigen Begriffe zum darstellbaren Inbegriffe aller 
geistigen und körperlichen Vollkommenheit. Der Max’sche Kopf gehört wohl 
zu den schönsten Kxemplaren aus der unzählbaren Menge seiner Gattung. 
ausgezeichnet. ist er durch eine entschiedene Individualität, welche den 
lebendigen Träger dieses Hauptes recht gut als Haupt jener grossen Revo- 
Iution, als tragischen Helden erscheinen lässt. Vortrefflich ist auch die 
Miene grenzenlosen Weltschmerzes, zu der sich alle Linien dieses An- 
gesichtes vereinigen; diese zusammengepressten Lippen, diese Farbe des 
Todes auf den Wangen, die eingerahmt werden von den schlaffen blut- 
feuchten Haarlocken, die Dornenkrone, unter deren Spitzen lebendige Bluts- 
tropfen über die hohe Stirne hinunterfliessen; Alles fordert zur Trauer auf 
über den Tod des Aermsten, dessen Antlitz mit gebrochenem Auge vor 
uns ruht." 
In ähnlicher Weise lauten die Stimmen der Kunstkritik in der 
»Kölnischen Zeitung«, in den Londoner und Prager Journalen 
(The Times, Art-Journal, Morning-Post, The Daily- 
News, The Daily-Telegraph, Bells Weekly Messenger 
etc., dann Prager Zeitung, Bohemia, Politik, Närodni 
Listy ete.). 
2, Max Gabriel in München: 
„Der Wirthin Töchterlein.‘ 
Oelbild. - Nach der Ballade von Ludwig Uhland. Verkänuflich, 
(Der Erste der schlug den Schleier zurück, 
Und schaute sie an mit traurigem Blick: 
„Ach, lebtest Du noch, Du schöne Maid! 
Ich würde Dich lieben von dieser Zeit“, 
Der Zweite deckte den. Schleier zu, 
Und kehrte sich ab und weinte dazu: 
„Ach! dass Du liegst auf der Todtenbahr’! 
Ich hab’ Dich geliebet so manches Jahr“, 
Der Dritte hub ihn wieder sogleich, 
Und küsste sie auf den Mund 80 bleich: 
„Dich liebt’ ich immer, Dich lieb’ ich noch heut’, 
Und werde. Dich lieben in Ewigkeit!‘) 
  
  
Züu der am 27., 28. und 29. April stattfindenden Versteigerung 
gelangen nachstehende Nummern von 3 bis 310. 
3. Lichtenfels E. v., in Wien. Weissenkirchen an der Donau. Oelbild. 
4. Hove van und Willems in Brüssel. Interieur. Staffage von Willems, Oelbild, 
  
  
 
	        
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