Full text: Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien: 268. Ausstellung. Monat Juni 1876

  
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80 „Ekkehard“ 
Cyklus von 12 Bildern zur gleichnamigen Geschichte von Josef Vietor Scheffel 
25. 
Ekkehard, der Pförtner, trägt die Herzogin Hadwig durch die Klosterpforte, 
‚ da die Ordensregel des heiligen Gallus einer Frau nicht SE den Fuss 
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£ . £ 
über des Klosters Schwelle zu setzen. 
„Er umfasste mit starkem Arme die Herzogin. Die schmiegte sich 
vergnüglich an ihren Träger und lehnte den rechten Arm auf seine Schulter, 
Fröhlich schritt er unter seiner Bürde über die Schwelle, die kein Frauen- 
fuss berühren durfte, der Abt ihm zur Seite, Kämmerer und Dienstmannen 
folgten, hoch schwangen die dienenden Knaben die Weihrauchfässer und 
die Mönche wandelten in gedoppelter Reihe hinterdrein, die letzte Strofe 
ihres Loblieds singend. Es war ein wundersam Bild, wie es vor und nach- 
mals in des Klosters Geschichte nicht wieder vorkam.“ (Scheffels „Ekkehard“, 
2. Cap.) Carton von A. Liezen-Mayer in München; 
Rudimann, der Kellermeister, und die Obermagd Kerhildis im Klosterkeller 
„So ich aber Euch anschane, Kerhildis, so wird mein Herz doppelt froh, 
denn auch Ihr gedeihet wie der Klosterwein in diesem Herbste und Eure Bäck- 
Jein sind roth wie Granatäpfel, die des Pflückenden harren. Preiset mit mir 
des Jahrgangs‘Güte, getreueste aller Mägde“, (Scheff, Ekk. 5. Cap.) 
Carton von Eduard Grützner in München. 
Ekkehard und die Kammerfrau Praxedis im Thurmzimmer. 
»Da hub sie leise an eine griechische Singweise zu summen. Ekkehard 
horchte hoch auf und warf einen schier erschrockenen Blick von dem Codex, 
den er durchblätterte, herüber, Wäre sein Auge fürnatürliche Anmuth geübter 
gewesen, so hätte es  vohl länger auf der Griechin haften dürfen, Der Tauber 
war ihr auf die Hand gehüpft, sie hielt ihn mit gebogenem Arm in die Höhe, 
„Was wird hier von Tauben und reinem Griechisch verhandelt?“ klang Frau 
Hadwigs scharfe Stimme. Braucht man so viel Zeit, um diese vier Wände an- . 
zuschauen ? (Scheff. Ekk. 7. Cap.) 3 
Carton von F. Wagner in München, 
Virgilius anf dem Hohentwiel. 
„Die Thüre von Ekkehards Gemach nach dem Ganze hin hatte Praxe- 
dis. war aufgesperrt. Er ging hin und wollte sie zulehnen, die Herzogin aber 
hielt ihn zurück: „Kennt Ihr die Welt noch nicht?“ Ekkehard wusste nicht, 
was das heissen solle: Jetzt las er ihnen das erste Buch von Virgilius Helden- 
dichtung. Seine Stimme war voll und tönend und klang ein woblthuend 
Gefühl inneren Verständnisses durch,“ (Scheff. Ekk. 7. Cap.) ; 
Carton von Josef Herterich in München, 
Auditax) der Ziegenhirte, und seine Gefährtin Hadumoth. N 
€ „Jetzt trieb Hadumoth ihre Gänse auf die Berghalde herunter und da 
‚sie der Ziegen Glöcklein drüben läuten hör te, sah sie sich nachdem Hirten um. 
Und’sie erschante ihn, wie er weinte. Da legte Hadumoth ihren Arm um seine 
Schultern, wendete sein Haupt’zu sich herüber und sprach betrübt „Audifax, 
‚wenn du weinst, so will ich mit Dir weinen.“ 
(Scheff, Ekk. 8. Can.) 
Carton von Josef Flüggen in München. 
  
 
	        
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