27. vereinsjahr.
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IN WIEN,
= Stadt, Tuchlauben Nr. 8, im Schönbrunnerhause, I. Stock.
2, Ausstellung. Monat December 1876.
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Auskünfte werden in der Dircktions-Kanzlei ertheilt,
Katalogspreis 20 kr. 0e. W.
Richard Wagner-Ausstellung.
Die Bühnenfestspiele zu Bayreuth haben die Aufmerksamkeit der
| gesammten ge bildeten Welt in hervorragendster Weise auf sich gelenkt; sie wurden
| in der That das, was ihr Schöpfer gewollt, ein kunstgeschichtliches Ereig-
| niss, dem kein ähnliches an die Seite zu stellen ist. Die mächtige Erregung der
| Geister zeigte sich indess nicht nur in den Jubelrufen der Anhänger der neuen
Richtung, sondern auch, und viel mehr in der Empörung der Gegner wider die
1 Sache und Person Richard Wagner’s, welche die vorgekommenen Mängel in
— der Ausführung, die ja der Meister selbst zugab, zum willkommenen Anlass nahmen,
| das ganze Grosse des Unternehmens in den Staub zu ziehen. Die Oeffentlichkeit,
Welche wohl weiss, dass es sich hier um höhere Zwecke handelt als lediglich um
eine etwaige Reform des Opernwesens, hat jedoch gut zu unterscheiden gewusst
| zwischen begründeter Anfechtung und absichtlicher Verkleinerung und in
ernster Erkenntniss der, eine neue Kunstanschauung begründenden Bestrebungen
Richard Wagner’s seiner bewunderungswerthen Thatkraft alle Ehren des Ruhmes
und der. Anerkennung gezollt, sie hat mit Einem Blicke die lange Reihe von
Jahren übersehen, während welcher er unermüdlich seine idealen Ziele
verfolgte, bis es ihm gelungen, das grosse Werk vollends fertig zu bringen.
Das Zusammenwirken aller Künste, das er in seinen Schriften lehrt, in
Bayreuth kam es zur Erscheinung, — mag diese oder jene Einzelheit unvoll-
kommen gewesen sein, die unwiderlegbare Richtigkeit des Grundgedankens erwies
sich im vollsten Glanze. Es war nur ein kleiner Versuch neben dem Riesen-
} Unternehmen, das im Bühnenfestspielhause vor sich ging, gleichzeitig in einer
| Ausstellung von Bildern den Einfluss zur Anschauung zu bringen, den die Schöpfun-
| 8en Richard Wagner’s auf die bildenden Künste genommen haben. Indess der Anstoss
war gegeben, die Idee war eine entschieden beachtenswerthe und aus dem kleinen
AM Anfange von Bayreuth entwickelte sich die grosse Richard Wagner-Ausstellung
in Wien, mit welcher wir vor das kunstsinnige Publikum dieser nach jeder Richtung
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