Ausstellungs-Gegenstände:
1. Piloty Carl von, k. Akademie-Director in München.
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„Die klugen und die thörichten Jungfrauen,
(Evangelist Matthäus, 25. Hauptstück.)
Der Meister entnahm den Stoff zu diesem Colossalbilde der Parabel von den
zehn Jungfrauen, welche auf die Kunde: »Der Bräutigam kommt« in tiefer Nacht.
stunde mit den brennenden Ampeln über die Stufen des Einganges dem nahenden
Bräutigam festlich entgegen ziehen sollen, von denen jedoch einige mit Entsetzen
den Mangel des Oeles oder ihre zerbrochenen Ampeln bemerken und sich daher
durch Schuld und Leichtsinn von der Freude des Empfanges ausgeschlossen sehen.
Während dem Evangelisten dieses Gleichniss nurals Träger für die Lehre: » Wache!
also, denn ihr wisst nicht den Tag und die Stunde!« dient, individualisirt der
Künstler die klugen und die thörichten Jungfrauen und stellt die zwei Gruppen
schöner Frauengestalten contrastirend einander gegenüber. Hiedureh ward_es den!
Künstler, möglich, die ausserordentlichsten psychischen Momente zu verkörpem
Während auf der rechten Seite des Bildes die ungetrübte Freude, das erhebende
Bewusstsein eines reinen Gewissens und der erfüllten Pflicht sich ausprägen,
finden wir auf der linken Seite den Leichtsinn und die Schuld mit allen ihnen fol
genden Seelenqualen, deren letztes Ende die Verzweiflung ist, zum Ausdruck
gebracht. Durch eine Terrasse, welche nach rechts über einige Stufen:in.den Garten
hinab führt, bricht der Meister die Monotonie des Aneinanderreihens so vieler für
sich sichtbarer Gestalten. Die hochaufgerichtete Mittelfigur hält als Sinnbild der
strengen Gewissenhaftigkeit mit dem linken Arme ihre Leuchte empor, sie vor
jedem Angriffe sichernd, während sie mit der rechten Hand abwehrende Bewegungen
gegen die ihr zu Füssen knieende, der linken Gruppe angehörende Gestalt- macht
Im Vordergrunderechtshält-eine der klugen Jungfrauen einen Palmzweig empor unl
blickt dem nahenden Bräutigam entgegen, während sich in den Zügen einer andem
zunächst stehenden Gestalt die Erwartung desselben vergeistigt. Die vierte Gestall
füllt fürsorglich ihre Ampel mit neuem Oele, während die letzte, deren unschuldt
volle Züge noch fast dem Kindesalter angehören, mit ihrem Schleier die Leuchte
vor dem Erlöschen hütet.
Links von der Mittelfigur kniet mit flehender Geberde die Gestalt, welche al
Verbindung zwischen den zwei Gruppen dient. Der Künstler hat in ihr’den minder
sträflichen Leichtsinn, der mehr aus jugendlichem Unverstand als aus Genusssucht
fehlte, charakterisirt, In den weiteren Gestalten treten die Folgen der Thorhei
und der Lust immer schroffer heryor. Die Reue: ringt abgewendet die schöne]
Arme; die Hoffnungslosigkeit liegt, ihr Antlitz verbergend, am Boden, währen!
ihre Nachbarin mit scheelen, nach den klugen Jungfrauen gewandten Blicken, del
Neid versinnlicht. In der letzten, ihr Haar raufenden Gestalt, welche den für sl
nun werthlosen Schmuck vom Haupte reisst, erkennt man die Verzweiflung. Audh
durch die Lichtvertheilung erscheinen die auf den zwei Seiten des Bildes herrschen
den entgegengesetzten Stimmungen noch verstärkt. Die rechte Gruppe hebt sich
von einem lichten, blumengeschmückten Grunde ab, während es immer düstere!
wird, je mehr sich der Blick nach links hinüber wendet. Rechts erblicken wir nodl
als weitere Staffage, den Hund als das Sinnbild der Treue und links die abzichen
den Raben als Zeichen der Treulosigkeit.