Full text: Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien: 322. Ausstellung ; Februar - März 1883

  
  
Ausstellungs - Gegenstände: 
1. Schikaneder Jacob in Prag. »Die Lollharden-Procession« oder '» das 
Sühnungsgebet. « 
Der Vorwurf dieses Gemäldes ist der Geschichte der rTeligiös- 
socialen Secte der Lollharden entnommen, deren Gründet‘ Walther 
Lollhard im Jahre 1322 zu Cöln auf dem Scheiterhaufen starb, und 
welche es sich zur Aufgabe setzte, durch werkthätige‘ Tugend- 
übung und inbrünstige Andacht bei drohenden Unglücksfällen, 
namentlich bei Seuchen‘ und Missernten; durch Kasteiung‘ und strenge 
' Bussen den Zorn Gottes abzuwenden. Das Gemälde’ stellt eine zur 
Zeit der schwarzen Pest abgehaltene Bussübung dar, welche in der 
Errichtung eines Scheiterhaufens und Verbrennung’ »all” des eitlen 
Tandes, mit welchem der sündhafte Mensch seine Sinne berückt 
und der unsittlichen und ketzerischen Bücher, mit welchen der Geist 
der‘ Frommen verdorben wird,« bestand. Das Autodaf@ hat bereits 
stattgefunden, und die noch aufglimmende‘ Flamme verzehrt .die 
letzten Reste der der Vernichtung‘ preisgegebenen” Schmuck- 
gegenstände und Bücher'in Gegenwart einer noch zurückgebliebenen 
Schaar von Lollharden,; welche sich um die Kirchenfahne”gruppiren. 
: : Oelbild. Verkäuflich. 
= 2. Neal David in München, Olivier Cromwell‘ besucht‘ John Milton. 
‘(Der Schutz, den Cromwell' der Westmünster-Abtei‘ gewährte, und 
die Autorität, mit welcher er die Cartone Raphaels vor der Zer- 
: störung rettete, sowie seine grosse Liebe für die Musik beweisen, 
) dass der Protector Englands ungeachtet seines rauhen Charakters 
eine warme Theilnahme für die Kunst empfand. Das. Gemälde stellt 
Cromwell im Momente’ dar,’ wo'er in! Milton’s Studierzimmer tritt 
' und an der offenen Thüre innehält, tiefbewegt‘ den Tönen“ der Orgel 
horchend, welche der Dichter in einem Erker spielt.. Der‘ warme 
Strahl des Sonnenlichtes, welches durch .die schimmernden ‘Erker- 
fenster des Hintergrundes, aus dem Garten hereinfällt und sich 
über die Gestalt des Dichters und seine Umgebung ‚ausbreitet, ist 
von dem Maler, der schon mit seinem früheren Gemälde'»Maria 
Stuart« ‚einen grossen Erfolg erzielte, in angenehmem Contrast zu 
dem gedämpften Tone im’ Vorder- und Mittelgründe. des Interieurs 
gebracht, welches des Dichters Heim veranschaulicht: (The Advertiser. 
Boston.) Oelbild. Eigenthum der Hurlbut’schen Galerie in New-York. 
  
  
 
	        
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