Full text: Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien: Amerling Ausstellung ; October – November 1888

  
  
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einem Museum für Kunstwerke aller Art umgestaltete. “Im Herbste 1881 vermälte‘ 
er sich 'in seinem 79° Lebensjahre‘ mit seiner vierten Frau, einer Dame, welche er 
seit Jahren bewunderte; und in deren Gesellschaft /er Spanien, England und Schott- 
länd, ‚den‘ Orient und noch im Jahre. 1885 Egypten bereiste.‘ Im'Jahre 1886. trat 
ein Nervenleiden; das ihü’schon seit einigen Jahren ab‘ und zu heimsüchte, heftiger 
auf, und’ da man ihm zür' Herstellung seiner Gesundheit Gastein empfohlen hätte, 
ging! er dorthin, allein das“ berühmte Bad konnte ‘seine Nerven’ nicht mehr stärken, 
er kehrt&‘ nach‘ Wien‘ zurück‘ und‘ schloss inmitten der‘ von ihm durch”lange Jahre 
gesammelten‘ Kunstgebilde, beträuert von seiner Gattin und ' seinen Kiudern, "nach 
langer‘ und“ reicher Lebensfahrt, am 14. Jänner 1887 die müden Augen. 
Die Sammlung‘ welche wir nün sehen, ist die schönste‘ Gedächtnissrede, 
welche dem Meister gehalten werden kann, sie zeigt ihn uns in der vollen Mannig- 
faltigkeit seiner reichen‘ Begabung und seines vollendeten Könnens. Da sind vorerst 
unter den‘ Gemälden seiner Erben die durch zutreffende Charakteristik und colori- 
stischen Zauber ausgezeichneten Bildnisse der Kaiser Franz, Ferdinand und 
Franz Joseph, der Fürstin Obrenovich, des Cardinals Fürst Schwarzenberg, 
der Dichters Chstelli, Oehlenschläger, Stieglitz, Küstner u. A., der Maler 
Bendemann, Hayez, Palm, Rahl, des italienischen Staatsmannes, Schriftstellers 
und Componisten Azeglio, mehrere seiner Selbstporträts, von denen die Sammlung 
mehr als ein Dutzend enthält, deren letztes, schon im hohen Alter gemalt, im Be- 
sitze seiner. Witwe, gleichfalls ausgestellt ist. Dann drei, dem sogenannten grossen 
Genre angehörige Gemälde von meisterhafter. Composition und Durchbildung 
»Ophelia«e, »Melpomene« und »Diana«, umfangreiche Oelskizzen zu grossen Costume- 
bildern, Landschaften und endlich eine reiche Collection von Handzeichnungen in 
allen Techniken, welche lautredend Zeugniss geben von dem Ernst, mit welchem 
der Meister seine Kunst übte. Auf die in diesen Skizzenbüchern enthaltenen Kunst- 
schätze machen wir namentlich Maler. und kunstsinnige Dilettanten aufmerksam. 
Zu den Hauptzierden der Sammlung gehören aus dem Besitze der Witwe 
deren {reffliches Porträt, eine Madonna und eine ideale Landschaft, welche auf Claude 
und Marcoals Vorbilder weist, dann eine reizende Farbenskizze »Grablegung«; aus 
dem Besitze des Fürsten Liechtenstein: drei treffliche »Studienköpfe«; aus 
jenem des Fürsten Josef Adolph Schwarzenberg: dessen Bildniss als Knabe; 
aus der Collection des Grafen Breunner: »Die Taufe Christie, »Das arme Hirten- 
mädchen“, »Ein jüdischer Gelehrter«. Herr Nikolaus Dumba hat das berühmte 
Gemälde »Der Fischer« und sein treffliches Bildniss als Jüngling beigesteuert, ein 
Meisterwerk der Poıträtkunst; die Freundin Frauv. Littrow-Bischoff das als histo- 
risches Bildniss ersten Ranges anerkannte Gemälde, das uns den berühmten Arzt, ihren 
Vater, Hofrath Dr. v. Bischoff zeigt, wie er seiner Gattin eines seiner Werke dictirt. 
Besonders hervorheben müssen wir aus dem reichen Bilderschatze noch das einst so viel 
gefeierte, unmittelbar nach einer seiner ersten italienischen Reisen entstandene »Tauben- 
mädchen«, ein grosses, farbenprächtiges Gemälde, »Die schöne Lautenspielerin«, in 
welcher der Einfluss, den die italienische Schule auf die Malweise des Meisters hatte, 
am prägnantesten hervortritt und das trotz aller Selbstständigkeit im besten Sinne an 
das gleichbenannte Meisterwerk Caravaggio’s in der Galerie Liechtenstein 
erinnert; ein rührend anmuthiges Bildniss des Lieblingssohnes des Meisters, Fried- 
rich, der ihm.leider schon im Jahre 1850 durch den Tod entrissen wurde; ein 
Bildniss des Malers Schilcher im jugendlichen Alter; die Bildnisse der Gema- 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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