Full text: Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien: November 1889 ; Abend-Ausstellung

  
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gezeichnetsten Söhne: aherkennen muss; denn“sein räumlich und inhaltlich 
gleich | /gewaltiges | Gemälde: „Die Flagiehlamnt en) muss‘ den ‚in 
unseren Tagen, entstandenen wichtigsten: Ges chichtsbikbdenrn 
zugezählt;werden. 
Der ‚Künstler wurde zu dieser ergreifenden "Schöpfung durch eine! 
in ihrer ( schlicht, gedrungenen Einfachheit‘ lum 1 so Wirkungskräftigere 
Stelle, aus HG reg or 0owiu sh! Geschichte der Stadt Rom« angeregt, 
welche „die, Erscheinung der -Flagellanten /zugleich darstellt‘ und erklärt! 
— als eine Giftfrucht des wahngläubigen Mittelalters, das, ı'weil! dieses 
irdische ‚Jammerthal «durch -mannigfaches Unheil, den schwarzen Tod, 
die Pest, ‚Mord und‘ Brand: heimgesucht worden! war, durch blutrünstige 
Busse; den ‚vermeintlichen‘ Zorn ‚der ‚Himmlischen: versöhnen‘ zu müssen 
glaubte. Was vom Standpunkte der Psychiatrie über diese unheimliche 
Ausgeburt religiöser Ueberhitzung zu sagen//ist; und! inwiefern "Auch lin 
diesem Falle | ‚das „alte Wort, exemplal trahunt‘ sich bewahrheitet, hat 
Professor Meynert bereits vor Jahren in einem -an Thatsachen und 
Schlussfolgerungen reichen Vortrage dargelegt; Karl Marr hat es aber 
durch sein Gemälde zur erschütternden Anschaulichkeit gebracht. 
Das Thema wird‘ uns in einer erstaunlichen‘ Menge ‘von fein und 
energisch charakterisirten Figur6n vor Augeh geführt: geleitet von Mönchen, 
bewegt "sich der Strom der "Geissler (gogen den“ stolzen Dom; die 
Ordner’ des "Zuges halten: die "andrängende; schaülustige' Menge ab, von 
der Einzelne ‚ebenso bethönt’ sind, wie! "dierlidd Zuge! wegen! sich selber 
Wüthenden, während ‚Andere entsetzt vor "dem "orässlichen Schauspiele 
flüchten. Die /Lichtpunkte-in dieser Schahr "von ‚verkörperten‘ Dämonen 
der|/Selbstpeinigung” bilden: einige Gestalten, welche rührend die fromme 
Begeisterung ‚veranschanlichen; welche‘ sich 'selbstlos 7opfert, nicht nur, 
umwsich, sondern um alle” Mitmenschen‘ vor den drohenden Uebeln zu 
bewahren: Unter‘! diesen vedel‘ gebildeten und bewegteh‘ Figuren‘ leuchtet 
vor allen, ein. /kaum den Kinderschuhen entwachsenes .Mädehen‘ hervor. 
das, lieblich‘ in,„dieser wüsten! Umgebudg glänzt, wie eine“ Lilie "auf 
modrigem. Grunde, Auch: der Jüngling, ı dev! "sich bis“ zur körperlichen 
Hinfälligkeit‘ Lebenskraft: ‚erschöpfende Bussen! anferlögt und der nun, 
auf, einer Tragbahre ruhend, der Gegenstand leidenschaftlicher Huldigung‘ 
wie, besessen: heranmeilender ! Weiber‘ ist) “verkörpert in ‚anmuthiger Weise‘ 
selbstlose! Liebe und Opferfreudigkeit, Kin Meisterstück‘ hellsehendster 
Charakteristik: ‚sind ‚die beiden Priester im Vorderarundej ul Ss. Wi 
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