Full text: Gemalt für Kaiser Ferdinand I. von Österreich: I due Foscari von Michelangelo Grigoletti (Curator’s Choice, Nr. 1, 2022)

SABINE GRABNER CURATOR‘S CHOICE 
01/2022 
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Abb. 6: Carlo Arrienti, Der­Bethlehemiti- 
s che­ Kinderm ord, um 1842, Öl auf Le inwand, 
217 × 196 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 2690 
© Belvedere, Wien 
eine lebensgroße Marm orstat ue von Ant onio Canova. Kaiserin Caroline Au- 
guste hatte die Skulptur 1816 in V enedig als Gesch enk zur V ermählung mit 
Franz II. (I.) erh alten. Mitte der 1920er-Jahre wollte sich die Erbin Elisabeth 
Wi ndisch-Gr a etz von der bis dahin in Privatbesitz v er bl iebenen Statue tren- 
nen. Der Direktor der Österreichischen Galerie, Ma rtin Haberd i tzl, such te mit 
dem V orhaben, diese hervorragende Arbeit für seine Sammlung zu erwerben, 
nach neuen G eldquellen und erwirkt e beim Min ister ium die Erlaubnis, Gemäl- 
de, die „für die Galerieaufstellung aus dem Depot infolge ihrer ausgesproche- 
nen künstlerischen Minderwertigk eit nicht in Ansp ruch genommen werden 
können“ , verkaufen zu dürf en. 21 Dabei listet e er A rbeiten böhmischer und 
italienischer Kün stler auf. 22 Die­zwei­Foscari von Hayez sowie Molteni s Beich- 
te­ (Abb. 1, Abb. 2) und die Werke von Inganni, Appiani und Induno wurden 
daraufhin am 28. September 1928 an Rudolf Wit tig vom Ku nstv erlag Wolfrum 
v erkauft 23 und gelangten von da zur V ersteig erun g in die Dezemberauktion 
der Galleria Scop inich in Mailand. 24 Auf diesem Wege ist somit ein wichti- 
ger Besta nd der 1838 von Kaiser Ferdinand I. erworbenen oder beauftrag ten 
Arbeiten abh andeng ek o mmen, und zu guter Letzt kam es aufgrund von unter- 
schiedlichen Preisvorstellungen auch nicht zum Ankauf der Canov a-Statue. 25 
Heute befinden sich f olgende Werke aus der Zeit des Königreichs Lom- 
bardo-V eneti en im Inventar der Österreichischen Galerie Belvedere: die 
fig ur enreiche und dynami sche Szene Die­ V ertreibung­ Heliodors­ aus­ dem­ 
em pel­ von Luigi Sabatelli (Inv.-Nr. 3762, Abb. 3), Inneres­ der­ Markuskir- 
che­ in­ V enedig von F ederico Moja (Inv.-Nr. 3719), eine Straßenansicht­ aus­ 
Mailand von Angelo Inganni (Inv.-Nr. 7827, Abb. 4), eine in eine großartige 
Landschaft eingebett ete Entfüh run gssz ene von Giusepp e Bisi (Inv.-Nr. 7908, 
Abb. 5), die dramatische Schilderung Der­ B ethlehem itisch e­ Kindermord von 
Carlo Arrienti (Inv.-Nr. 2690, Abb. 6), die still e, w eitläufig e Ansich t Chioggia­ 
v or­ Sonnenaufgang von Giusepp e Canell a (Inv.-Nr. 7911) sowie Der­Judaskuss 
von Giuseppe Diot ti (Inv.-Nr. 2844) und Michelang el o Grigolettis Schilderung 
der letzten Begegnung von Vater und Sohn in der großformatigen Darstellung 
I­due­Foscari. 
Martin Haberditzl an das Bundesministerium für Unterricht, 14.4.1928, Archiv des Belvedere, Wien, Zl. 214/1928 . 
Ebd. 
Martin Haberditzl an Rudolf Wittig, 20.3.1928, Archiv des Belvedere, Wien, Zl. 214/1928 . 
Romantici­ Italiani­ provenienti­ dalla­ Casa­ d’Austria­ e­ Collezione­ Bolasco (Aukt.-Kat. Galleria Scopinich, Mailand), Mailand 1928. Für diesen Hinweis danke ich 
Fernando Mazzocca, Mailand. Moltenis Beichte zählt heute zu den wichtigsten Gemälden der Fondazione Cariplo in Mailand, ebenso Francesco Hayez’ 
Darstellung Die­beiden­Foscari. 
Heute ist die Marmorfigur ein bedeutender Bestand der Kaiserappartements der Wiener Hofburg. Zur Geschichte der Eigentumsverhältnisse der Polyhym- 
nia siehe Ilsebill Bart a, „Die ‚Rote Erzherzogin‘ . Eine habsburgische Schenkung an die Republik“, in: dies. / Ma rtin Mutschlechner (Hg.), Bruch­ und­ Kontinuität. 
Das­ Schicksal­ des­ habsburgischen­ Erbes­ nach­ 1918, Wien 2019, S. 69–71. Für weitere Informationen danke ich Marlene Ott-Wodni vom Bundesministerium für 
Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. 
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Abb. 5: Giuseppe Bisi, Entführ ung­der ­ 
T ochter­des­Herzogs­von­Genf­(?)­durch­Tho- 
mas­von­Savoyen, um 1838, Öl auf Leinwand, 
113 × 150 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 7908 
© Belvedere, Wien 4
	        
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