GEORG LECHNER CURATOR‘S CHOICE
# 5 / 2023
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der Wie ner Ulrichskirche von Maulbertsch . Zahlreiche weitere Blätter
in ander en Sammlungen geben ebenfalls Zeugnis über die Beschäfti-
gung Wagenschöns mit den Werken sei ner Künstlerkollegen, wobei sein
Inter esse in besonderer Form auch Peter Paul Rubens gegolten hat. 16
Diese s Studiu m älterer und zeitgenössischer M eister macht sich
auch in der Steinigung des heiligen Stephanus bem erkbar , denn Wagen-
schön hat hier nicht eine bloße Kopie in v erklein ertem Maßsta b ge-
schaff en, sondern auch ander e Ein flüsse m iteinfließe n lassen. Konkret
gesprochen scheint die K enntni s des Scha ffens von Mart in J ohann
Schmidt für diese n Ricor do eb enso V oraussetzung zu sein. In sbesonde-
re die Bildbeleuchtung setzt die V ertrautheit mit Werken des Kremser
Maler s aus den spä ten 1760er- und 1770er-Jahren voraus, was eine Ent-
stehun g von W a genschöns Ricordo mit interpr etier endem Charakter im
Zeitraum zwischen 1770 und 1780 nahelegt.
16 Vgl. Lubomír Slavíček, „Franz Xaver Wagenschön, ‚Pictor Viennensis, Austriae Discipulis P. P. Rubenius‘ – Copia und Imitatione in seinem graphischen Werk“, in:
Barockberichte, Bd. 11/12, 1995, S. 435 – 446.